Modified: 28.01.2005

Zürich ist nicht nur die größte Stadt der Schweiz, sondern ein wirklich sehenswerter Ort. Hier liegen die Wurzeln der schweizerischen Reformation, die sich am Großmünster wundervoll nachvollziehen lassen. Und schöne Spaziergänge führen entlang des züricher Sees, durch die Villenviertel der Reichen oder auch zum botanischen Garten.

 

 
 
Großmünster:
 

Das Großmünster nimmt in Zürich eine hervorragende Stellung ein, nicht nur durch seine exponierte Lage am Hang dicht an der Limmat, sondern auch durch seine Historie. Die Gründung einer Kirche an diesem Platz geht zurück in das Reich der Legenden. Die Zürcher Stadtpatrone Felix und Regula sollen im 3. Jahrhundert an der Wasserkirche den Märtyrertod gefunden haben und mit ihren abgetrennten Köpfen unterm Arm bis zu diesem Ort hinaufgestiegen sein, um hier begraben zu werden. Seit Alters her ist dies also ein Wallfahrtsort und ältere Bauten als das jetzige Münster sind an dieser Stelle überliefert. Karl der Große soll auf der Jagd hier vorbeigekommen sein und wurde angeblich von seinem edlen Roß auf die Gräber der Heiligen aufmerksam gemacht. Hierauf soll er die Kirche gestiftet haben, eine von vielen Legenden, die eine Kirchengründung durch Karl den Großen beschreiben. Im heutigen Großmünster ist diese Legende in einem Relief an einem der Pfeiler auf der Nordseite des Hauptschiffs festgehalten. Später im Hochmittelalter gab es auch einen Pilgerweg, der vom Großmünster hinunter zur Wasserkirche und über die Limmat zum  Fraumünster führte.

Der heutige Bau wurde um 1100 begonnen und erst ein Jahrhundert später, gegen 1230, fertiggestellt. Hierbei wurde der kleinere, romanische Vorgängerbau praktisch komplett umringt vom Neubau und dann schrittweise integriert (Hauptschiff) oder abgerissen. Der wesentliche Teil des Baus ist im romanischen Stil gehalten, Erweiterungen erfolgten später jedoch vorwiegend im gotischen Stil. Die lange Bauzeit gibt somit auch die Entwicklungen des Kirchenbaus wieder, das Hauptschiff wird zum Beispiel von einem Kreuzrippengewölbe überdacht und nicht von einem Tonnengewöbe oder einer geraden Holzdecke. Auch die westliche Empore zeigt deutliche Stilbrüche, so scheint der Querbogen, der die Westempore vom Hauptschiff abteilt, sehr gedrungen zu sein im Verhältnis zu den hochgewölbten anderen Bögen. Interessant ist auch das Geländer der Seitenschiffemporen. Es besteht aus Holz, das sich jedoch durch seinen grauen Anstrich kaum vom Steinbau abhebt.

Das Großmünster ist der zentrale Schauplatz der Schweizer Reformation. Hier wirkten Huldrych Zwingli und sein Nachfolger Heinrich Bullinger und begründeten die Neuordnung der Kirche. Die Bronzetür des Südportals zeigt Bilder der Reformationsgeschichte. Sie wurde 1935 bis 1939 von Otto Münch gefertigt, nachdem das Portal 1933 von seinem Zierat der Barockzeit befreit und in den ursprünglichen Zustand von 1130 überführt wurde. Otto Münch schuf von 1944 bis 1950 auch die Bronzetür des Nordportals, die die christliche Heilsbotschaft zum Thema hat. Rechts neben dem Nordportal befindet sich auch ein Relief Heinrich Bullingers, das von Otto Charles Bänninger im Jahr 1941 geschaffen wurde. Allgemein ist erstaunlich, wie viel selbst in den Jahren des Zweiten Weltkrieges am Erhalt der Kirche gearbeitet wurde. Eine weitere, großartige Rarität des Großmünsters ist die Bauplastik des Innenraums. Die romanischen Kapitelle sind alle in ihrer ursprünglichen Form erhalten, sie haben die Umgestaltungen der Barockzeit unbeschadet überstanden und bilden ein geschlossenes Ensemble, das in diesem Umfang nur sehr selten zu sehen ist (siehe auch  St. Michael in Hildesheim). Schön sind auch die Darstellungen der Evangelisten mit ihren zugeordneten Symbolen ( Engel, Löwe, Stier, Adler, kurz: ELSA), sowohl in Form von zwei Reliefs links und rechts neben der Treppe zum Chor, als auch in Form der schmückenden Figuren am Chorgestühl.

 

 
 
Fraumünster:
 

Das Fraumünster, genau gegenüber dem Großmünster auf der anderen Seite der Limmat, ist eine Stiftung von König Ludwig im Jahre 853. Zunächst wurde es von Ludwigs Tochter Hildegard, nach deren Tod von der jüngeren Tochter Bertha geführt, unter deren Regie der Bau des von Hildergard begonnenen Münsters vollendet wurde. 874 wurde das Münster geweiht, wobei Reliquien der Heiligen Felix und Regula aus dem Großmünster in diese Kirche überführt wurden. Der heutige Bau geht auf die Äbtissin Judenta von Hagenbach zurück, die in ihrer Amtszeit (1229 - 1254) mit dem Chor begonnen hat. Bis ins 16. Jahrhundert gab es immer kurze Etappen reger Bautätigkeit, gefolgt von langen Phasen des Stillstands. 1522 wurde die Kirche dem Rat der Statdt Zürich übergeben und als erster reformierter Pfarrer trat Dr. Heinrich Engelhart den Dienst an, ein Mitarbeiter Zwinglis. Die Kirche selbst ist eine Pfeilerbasilika mit zwei Türmen, von denen jedoch nur der nördliche als Turm sichtbar ist. Der Südturm bildet den ältesten Teil der Bausubstanz, er stammt aus der Zeit von 1150 - 1170 und besaß ursprünglich vier Geschosse (heute existieren nur noch drei davon). Der markante Nordturm erreichte seine heutige Höhe von 80 Metern erst durch Baumaßnahmen um 1728 bis 1732, vorher endete er bereits nach 17,5 Metern. Der neue Mittelteil des Turms ist geradlinig und schmucklos, erst das oberste Stockwerk erhielt Verzierungen.

 

Im Inneren des Fraumünsters finden wir einen basilikalen Raum vor, dessen Chor durch einen  Lettner vom Hauptschiff getrennt wird. Das Langhaus ist sehr licht und schnörkellos, wie es der benediktinischen Tradition der Stiftskirche entspricht. Die Westempore mit der großen Orgel stammt von 1912, die Orgel ist mit 5793 Pfeifen die größte im Kanton. Die Pfeiler das Hauptschiffes sind uneinheitlich, manche gehören noch der Romanik an, die meisten sind jedoch schon im gotischen Stil gehalten. Besonders sehenswert sind auch einige der neueren Teile der Kirche: Marc Chagall schuf die Chorfenster (1970) und später auch die Rosette im südlichen Querschiff (1978). Etwas weniger Beachtung findet oft das 9 Meter hohe Nordfenster des Querschiffs, das von Augusto Giacometti geschaffen wurde. Es heißt Das himmlische Paradies und ist das letzte Werk des Meisters, der auch einige Fenster im  Großmünster und in der Wasserkirche geschaffen hat.

 

 
 
Eidgenössische Technische Hochschule:
 

Oben auf dem Berg nördlich des Zentrums liegt die Eidgenössische Technische Hochschule, eine der bekanntesten technischen Universitäten Europas. Informatiker kennen die Universität als den Arbeitsplatz Niklaus Wirths, des Schöpfers der Programmiersprachen Pascal, Modula 2 und Oberon, der nichtinformatischen Welt ist Albert Einstein bekannt, der sowohl als Student als auch als Professor in der ETH gewirkt hat. Die ETH wurde 1854 als Polytechnikum gegründet, ein Großteil ihrer Bauten wurde im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts errichtet. Entsprechend protzig und groß sind die Gebäude ausgefallen, häßlich sind sie jedoch nicht. Von hier oben genießt man einen herrlichen Überblick über die ganze Stadt, man kann auf der Aussichtsterrasse auch tagsüber oder abends im Café bei einem Drink Ausschau halten. Für die Fußfaulen gibt es sogar eine Seilbahn, die vom Limmatquai hinauffährt, allerdings nur tagsüber, da sie wohl überwiegend für die Studenten gedacht ist.

 

 
 
Botanischer Garten:
 

Der Botanische Garten in Zürich ist ein gutes Ziel für einen schönen Spaziergang. Er liegt nicht weit entfernt vom Zürcher See, so daß man auf dem Hin- oder Rückweg dort entlang wandern kann. Das Botanische Institut hat hier seit 1976 seinen Platz und hat einen für diese Zeit typischen, modernen, schwarzen Würfelbau. Die für den Besucher interessanten Gewächshäuser muten sehr futuristisch an, es handelt sich um Glaskuppeln, die durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind. Direkt vor den Gewächshäusern gibt es ein Seerosenbecken, umringt von diversen Palmenarten. Sehr schön anzusehen ist z.B. auch die sehr schöne Palma Christi (Ricinus Communis) mit ihren roten, stacheligen Samenkapseln. Es gibt übrigens noch den Alten Botanischen Garten, der von 1834 bis 1976 vom Botanischen Institut genutzt wurde. Er befindet sich auf der anderen Seite der Limmat an der Talstraße und beherbergt unter anderem das alte Palmenhaus, ein achteckiges, gußeisernes Gewächshaus von 1877.

 

 
 
Literatur:
 

Literatur über Zürich:

Grossmünster Zürich. Daniel Gutscher. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 1983, 2. Auflage 1995. ISBN: 3-85782-326-7.

Die Bibeltür am Grossmünster in Zürich. Josef Grünenfelder, Ernst Winizki. GS-Verlag, Zürich, 1979. ISBN: 3-7185-6022-4.

Fraumünster Zürich. Irmgard Vogelsanger-de Roche. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Basel, 1979, 4. korrigierte Auflage, 1999.

Links:
 

Links zu Zürich:

Der  Botanische Garten hat eine eigene Webseite, auf der sich Informationen zu den Öffnungszeiten und angebotenen Führungen befinden. Es gibt dort auch eine  Bilddatenbank mit Bildern der dort wachsenden Pflanzen.


 
 
 Anregungen, Lob und Kritik nehme ich gerne entgegen.