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Uppsala ist die alte Königsstadt Schwedens. Heute nur
ein kleines Städtchen im Schatten des großen
Stockholms, wurden hier im Dom früher die schwedischen
Könige gekrönt. Uppsala ist ein wundervoller Ort,
der auch eine der ältesten Universitäten
Nordeuropas beherbergt. Diese ist allerdings auch auf dem
modernsten Stand der Wissenschaft und mittlerweile eine der
größten Universitäten Schwedens.
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Dom St. Erik:
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Der Dom
zu Uppsala ist historisch wohl die bedeutendste Kirche
Schwedens. Hier wurden die schwedischen Könige
gekrönt, hier wurden auch einige von ihnen
beerdigt (seit 1629 ist die Riddarholmskyrkan offizielle Begräbniskirche der schwedischen Könige).
Das äußere Erscheinungsbild ist das
einer klassischen Kathedrale der Backsteingotik. Umfangreiche
Renovierungsmaßnahmen am Ende des 19. Jahrhunderts
wecken zunächst Zweifel am Alter der Kirche, wurde doch
ein Großteil der mittelalterlichen Backsteinziegel
ausgetauscht, so daß die gleichmäßige
Struktur neugotischer Backsteinwände geschaffen wurde.
Das innere der Kirche ist jedoch über jeden Zweifel
erhaben: eine beeindruckende Zahl von künstlerisch
hervorragenden Grabmalen aus dem 14. Jahrhundert bis in
die heutige Zeit dokumentiert die Geschichte der Kirche.
Auffällig ist, dass das Kircheninnere vollständig in
Sandstein gehalten ist, ein starker Kontrast zum Backstein des
Äußeren.
Namenspatron des Doms ist St. Erik, der Nationalheilige
Schwedens, der hier auf dem Domhügel den Märtyrertod
fand. Er ist sowohl am Westportal zwischen den beiden
Toren als auch im Inneren der Kirche verewigt. Auch die
Überreste des Heiligen werden im Dom verwahrt, sie werden
in einem großen sargförmigen Silberreliquar
in der Finsta-Kapelle aufbewahrt.
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Der Dom
hat die Form einer klassischen Wallfahrtskirche, ein
großzügiger Chorumlauf ermöglicht einen
Rundgang durch das Längsschiff um den Chor herum
und wieder zurück durch das Längsschiff, diesmal
auf der anderen Seite, so daß alle Kapellen mit
Grabmalen und Reliquien dabei passiert werden. Im Chorumlauf
etwas unscheinbar, aber sehr sehenswert sind die Kragsteine an
den Pfeilern des Chores. Sie gehören zum ältesten
Teil der Innenausstattung des Doms (frühes 14. Jahrhundert)
und zeigen vermutlich den Weg des Todes und den Weg des
Lebens. D.h. zu jedem Stein mit einem Motiv des Lebens gehört
ein anderer mit einem zugehörigen Motiv des Todes. Die
Kragsteine sprechen jene kraftvolle Sprache der mittelalterlichen
Miniaturen, die manchem Kleriker des Mittelalters als
lästerlich erschien (siehe auch die endlosen Diskussionen
zwischen dem alten Jorge und den Miniaturenmalern in
Umberto Ecos Name der Rose), erscheinen doch manche
dieser Miniaturen auch nach heutigen Maßstäben noch
obszön.
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Weitere
wichtige Persönlichkeiten, deren Wirken mit
dem Dom verbunden ist, gibt es viele. Die heilige
Brigitta, die später in Rom ihren Orden gründete,
wurde in Uppsala geboren, im Dom kann man die Grabplatte
ihrer Eltern bewundern, ein schönes, schlichtes
Werk von 1328, vollständig aus schwarzem Marmor.
Sie befindet sich in der Finsta-Kapelle im Chorumlauf.
Im Dom wurde auch Carl von Linné beigesetzt, der in
der Universität von Uppsala tätig war. Auf Linné
gehen wichtige Grundlagen der Fachsprache der Botanik
zurück, z.B. die lateinische Doppelbezeichnung, die
Gattung und Art klassifiziert. Seine Grabplatte befindet
sich im Boden am Eingang ins Kirchenschiff. In der Gruft unter
der Ostkapelle des Chorumlaufs ruht Gustav Wasa, König
von Schweden von 1523 bis 1560, mit seinen Gemahlinnen. Das
Grabmal zeigt den ruhenden König zwischen seiner
ersten und seiner zweiten Frau. In der Sture-Kapelle ruhen
die Mitglieder der Familie Sture, die auf Befehl des
Königs Erik XIV auf dem Schloß von Uppsala
ermordet wurden. Im Dom ruht auch Königin Catarina
Jagellonica unter einem schönen Grabmal von 1584,
ebenso hat König Johann III hier seine letzte Ruhestätte
gefunden.
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Eine weitere
Sehenswürdigkeit des Doms ist das Museum, das im Nordturm
eingerichtet wurde. Karten gibt es direkt unten am Shop,
mit dem Fahrstuhl und einer Taschenlampe (das Museum ist
nur gedämpft beleuchtet, da sonst die Farben der ausgestellten
Textilien ausbleichen würden) gehts hinauf. Und eine
ganz besondere Kleinigkeit, die in keinem Führer erwähnt
wird, ist der Brunnen der Kirche. In der Wand direkt hinter
dem Shop gibt es eine Nische, in der sich ein tiefer Brunnenschacht
befindet. Einsehen kann man ihn nur zu den Öffnungszeiten
des Shops, da der Schacht ansonsten verschlossen ist.
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Dreifaltigkeitskirche:
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Direkt neben dem
Dom befindet sich noch eine weitere, etwas unscheinbarere
Kirche, die Dreifaltigkeitskirche. Sie ist eine sehr schön
erhaltene, dreischiffige Basilika aus dem 13. Jahrhundert,
die sowohl Außen als auch Innen ihren Zustand von
ungefähr 1500 bewahrt hat. Im 14. Jahrhundert wurden
die heutigen, gotischen Schiffe erbaut, die ältere Sakristei
wurde in diesen Bau integriert. Auch der Turm weist noch
auf die vorherige romanische Stilgebung hin.
Besonders schön sind die Deckenbemalungen entlang der
Gurtbögen des Gewölbes, sie entstammen dem späten
15. Jahrhundert. Insbesondere direkt nach
einem Besuch des Doms imponiert die viel schlichtere,
authentischere Schönheit dieser Kirche.
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Universität:
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 Direkt gegenüber
vom Dom befindet sich bereits das älteste noch existierende
Gebäude der Universität: Das Gustavium aus dem frühen
17. Jahrhundert. Das Gebäude beherbergt in seiner
merkwürdig anmutenden Kuppel das sog. Anatomische Theater,
einen der wenigen noch erhaltenen Vorlesungssäle dieser
Zeit. Hier wurden Medizinvorlesungen gehalten, im wesentlichen
basierend auf anatomischen Untersuchungen direkt am Objekt,
wie nicht zuletzt die Maße der Präsentationstisches
im Zentrum des Saales verraten. Das Gebäude beinhaltet
heute auch ein Museum über die Wissenschaftsgeschichte.
Eines der bekanntesten Ausstellungsstücke dürfte der
Augsburger Kunstschrank sein, eine Art Sammlung jeglicher
interessanter Stücke aus allen Teilen der damals bekannten
Welt, die Gustav Adolf während des Dreißigjährigen
Krieges geschenkt wurde.
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Eine weitere
Sehenswürdigkeit der Universität ist die Bibliothek
Carolina Rediviva. Sie beherbergt Schwedens
älteste Universitätsbibliothek, die heute über einen
Bestand von etwa 5 Millionen Büchern und 3500 Metern
alter Handschriften verfügt. Zu sehen ist hier eine
schöne Ausstellung der Geschichte des Buches, in der
als zentrales Stück die Wulfila Bibel gezeigt
wird. Sie ist eine der ältesten Bibelhandschriften der
Welt und stammt aus dem 6. Jahrhundert. Ihre Einzigartigkeit
verdankt sie der Tatsache, daß sie die erste bekannte Gotische
Bibelhandschrift darstellt, die Schriftform mag wohl von Bischof
Wulfila selbst entwickelt worden sein. Ebenso wird hier die
handgezeichnete Landkarte des Olavs Magnus von 1539 gezeigt,
die Carta Marina, die als erste Karte Nordeuropas
mit halbwegs korrekten Proportionen gilt.
Die Universität verfügt weiterhin über einen
herrlichen botanischen Garten, in dem insgesamt mehr als
1300 Pflanzenarten wachsen. Der Garten ist bereits sehr alt,
er wurde 1655 gegründet und war um 1750 die Wirkungsstätte
von Carl von Linné.
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Literatur:
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Uppsala Domkyrka. Annika Franzon. Uppsala Publishing House AB,
Uppsala. Führer in Schwedisch, Englisch und Deutsch.
ISBN: 91-7005-215-8.
Helga Trefaldighets Kyrka. Öyvind Sjöholm. Herausgegeben
in der Serie Upplands kyrkor, ISSN: 1103-1506.
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Links:
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Die Domkirche besitzt eine eigene Website,
auf der sowohl aktuelle Informationen als auch Bilder und
Beschreibungen des Doms zu finden sind.
Die Universität von Uppsala pflegt extra eine
Seite zur Wulfila-Bibel, von der
auch auf weitere Quellen verwiesen wird. Hierzu gehört
z.B. das Projekt Wulfila, das zusätzlich
eine Liste von weiteren Codizes verwaltet.
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Danksagung:
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Mein besonderer Dank gilt Lena Arnland, der Shopmanagerin des
Doms von Uppsala. Sie hat bereitwillig alle meine Fragen
beantwortet, mir wertvolle Hinweise gegeben und war eine
der nettesten Begegnungen in Schweden. Dankeschön.
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Anregungen,
Lob und Kritik nehme ich gerne entgegen.
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