Modified: 06.04.2003

Uppsala ist die alte Königsstadt Schwedens. Heute nur ein kleines Städtchen im Schatten des großen Stockholms, wurden hier im Dom früher die schwedischen Könige gekrönt. Uppsala ist ein wundervoller Ort, der auch eine der ältesten Universitäten Nordeuropas beherbergt. Diese ist allerdings auch auf dem modernsten Stand der Wissenschaft und mittlerweile eine der größten Universitäten Schwedens.

 

 
 
Dom St. Erik:
 

Der Dom zu Uppsala ist historisch wohl die bedeutendste Kirche Schwedens. Hier wurden die schwedischen Könige gekrönt, hier wurden auch einige von ihnen beerdigt (seit 1629 ist die  Riddarholmskyrkan offizielle Begräbniskirche der schwedischen Könige). Das äußere Erscheinungsbild ist das einer klassischen Kathedrale der Backsteingotik. Umfangreiche Renovierungsmaßnahmen am Ende des 19. Jahrhunderts wecken zunächst Zweifel am Alter der Kirche, wurde doch ein Großteil der mittelalterlichen Backsteinziegel ausgetauscht, so daß die gleichmäßige Struktur neugotischer Backsteinwände geschaffen wurde. Das innere der Kirche ist jedoch über jeden Zweifel erhaben: eine beeindruckende Zahl von künstlerisch hervorragenden Grabmalen aus dem 14. Jahrhundert bis in die heutige Zeit dokumentiert die Geschichte der Kirche. Auffällig ist, dass das Kircheninnere vollständig in Sandstein gehalten ist, ein starker Kontrast zum Backstein des Äußeren. Namenspatron des Doms ist St. Erik, der Nationalheilige Schwedens, der hier auf dem Domhügel den Märtyrertod fand. Er ist sowohl am Westportal zwischen den beiden Toren als auch im Inneren der Kirche verewigt. Auch die Überreste des Heiligen werden im Dom verwahrt, sie werden in einem großen sargförmigen Silberreliquar in der Finsta-Kapelle aufbewahrt.

Der Dom hat die Form einer klassischen Wallfahrtskirche, ein großzügiger Chorumlauf ermöglicht einen Rundgang durch das Längsschiff um den Chor herum und wieder zurück durch das Längsschiff, diesmal auf der anderen Seite, so daß alle Kapellen mit Grabmalen und Reliquien dabei passiert werden. Im Chorumlauf etwas unscheinbar, aber sehr sehenswert sind die Kragsteine an den Pfeilern des Chores. Sie gehören zum ältesten Teil der Innenausstattung des Doms (frühes 14. Jahrhundert) und zeigen vermutlich den Weg des Todes und den Weg des Lebens. D.h. zu jedem Stein mit einem Motiv des Lebens gehört ein anderer mit einem zugehörigen Motiv des Todes. Die Kragsteine sprechen jene kraftvolle Sprache der mittelalterlichen Miniaturen, die manchem Kleriker des Mittelalters als lästerlich erschien (siehe auch die endlosen Diskussionen zwischen dem alten Jorge und den Miniaturenmalern in Umberto Ecos Name der Rose), erscheinen doch manche dieser Miniaturen auch nach heutigen Maßstäben noch obszön.

Weitere wichtige Persönlichkeiten, deren Wirken mit dem Dom verbunden ist, gibt es viele. Die heilige Brigitta, die später in Rom ihren Orden gründete, wurde in Uppsala geboren, im Dom kann man die Grabplatte ihrer Eltern bewundern, ein schönes, schlichtes Werk von 1328, vollständig aus schwarzem Marmor. Sie befindet sich in der Finsta-Kapelle im Chorumlauf. Im Dom wurde auch Carl von Linné beigesetzt, der in der Universität von Uppsala tätig war. Auf Linné gehen wichtige Grundlagen der Fachsprache der Botanik zurück, z.B. die lateinische Doppelbezeichnung, die Gattung und Art klassifiziert. Seine Grabplatte befindet sich im Boden am Eingang ins Kirchenschiff. In der Gruft unter der Ostkapelle des Chorumlaufs ruht Gustav Wasa, König von Schweden von 1523 bis 1560, mit seinen Gemahlinnen. Das Grabmal zeigt den ruhenden König zwischen seiner ersten und seiner zweiten Frau. In der Sture-Kapelle ruhen die Mitglieder der Familie Sture, die auf Befehl des Königs Erik XIV auf dem Schloß von Uppsala ermordet wurden. Im Dom ruht auch Königin Catarina Jagellonica unter einem schönen Grabmal von 1584, ebenso hat König Johann III hier seine letzte Ruhestätte gefunden.

Eine weitere Sehenswürdigkeit des Doms ist das Museum, das im Nordturm eingerichtet wurde. Karten gibt es direkt unten am Shop, mit dem Fahrstuhl und einer Taschenlampe (das Museum ist nur gedämpft beleuchtet, da sonst die Farben der ausgestellten Textilien ausbleichen würden) gehts hinauf. Und eine ganz besondere Kleinigkeit, die in keinem Führer erwähnt wird, ist der Brunnen der Kirche. In der Wand direkt hinter dem Shop gibt es eine Nische, in der sich ein tiefer Brunnenschacht befindet. Einsehen kann man ihn nur zu den Öffnungszeiten des Shops, da der Schacht ansonsten verschlossen ist.

 

 
 
Dreifaltigkeitskirche:
 

Direkt neben dem Dom befindet sich noch eine weitere, etwas unscheinbarere Kirche, die Dreifaltigkeitskirche. Sie ist eine sehr schön erhaltene, dreischiffige Basilika aus dem 13. Jahrhundert, die sowohl Außen als auch Innen ihren Zustand von ungefähr 1500 bewahrt hat. Im 14. Jahrhundert wurden die heutigen, gotischen Schiffe erbaut, die ältere Sakristei wurde in diesen Bau integriert. Auch der Turm weist noch auf die vorherige romanische Stilgebung hin. Besonders schön sind die Deckenbemalungen entlang der Gurtbögen des Gewölbes, sie entstammen dem späten 15. Jahrhundert. Insbesondere direkt nach einem Besuch des Doms imponiert die viel schlichtere, authentischere Schönheit dieser Kirche.

 

 
 
Universität:
 

Direkt gegenüber vom Dom befindet sich bereits das älteste noch existierende Gebäude der Universität: Das Gustavium aus dem frühen 17. Jahrhundert. Das Gebäude beherbergt in seiner merkwürdig anmutenden Kuppel das sog. Anatomische Theater, einen der wenigen noch erhaltenen Vorlesungssäle dieser Zeit. Hier wurden Medizinvorlesungen gehalten, im wesentlichen basierend auf anatomischen Untersuchungen direkt am Objekt, wie nicht zuletzt die Maße der Präsentationstisches im Zentrum des Saales verraten. Das Gebäude beinhaltet heute auch ein Museum über die Wissenschaftsgeschichte. Eines der bekanntesten Ausstellungsstücke dürfte der Augsburger Kunstschrank sein, eine Art Sammlung jeglicher interessanter Stücke aus allen Teilen der damals bekannten Welt, die Gustav Adolf während des Dreißigjährigen Krieges geschenkt wurde.

Eine weitere Sehenswürdigkeit der Universität ist die Bibliothek Carolina Rediviva. Sie beherbergt Schwedens älteste Universitätsbibliothek, die heute über einen Bestand von etwa 5 Millionen Büchern und 3500 Metern alter Handschriften verfügt. Zu sehen ist hier eine schöne Ausstellung der Geschichte des Buches, in der als zentrales Stück die Wulfila Bibel gezeigt wird. Sie ist eine der ältesten Bibelhandschriften der Welt und stammt aus dem 6. Jahrhundert. Ihre Einzigartigkeit verdankt sie der Tatsache, daß sie die erste bekannte Gotische Bibelhandschrift darstellt, die Schriftform mag wohl von Bischof Wulfila selbst entwickelt worden sein. Ebenso wird hier die handgezeichnete Landkarte des Olavs Magnus von 1539 gezeigt, die Carta Marina, die als erste Karte Nordeuropas mit halbwegs korrekten Proportionen gilt. Die Universität verfügt weiterhin über einen herrlichen botanischen Garten, in dem insgesamt mehr als 1300 Pflanzenarten wachsen. Der Garten ist bereits sehr alt, er wurde 1655 gegründet und war um 1750 die Wirkungsstätte von Carl von Linné.

 

 
 
Literatur:
 

Uppsala Domkyrka. Annika Franzon. Uppsala Publishing House AB, Uppsala. Führer in Schwedisch, Englisch und Deutsch. ISBN: 91-7005-215-8.

Helga Trefaldighets Kyrka. Öyvind Sjöholm. Herausgegeben in der Serie Upplands kyrkor, ISSN: 1103-1506.

 
Links:
 

Die Domkirche besitzt eine eigene  Website, auf der sowohl aktuelle Informationen als auch Bilder und Beschreibungen des Doms zu finden sind.

Die Universität von Uppsala pflegt extra eine  Seite zur Wulfila-Bibel, von der auch auf weitere Quellen verwiesen wird. Hierzu gehört z.B. das  Projekt Wulfila, das zusätzlich eine Liste von  weiteren Codizes verwaltet.

Danksagung:
 

Mein besonderer Dank gilt Lena Arnland, der Shopmanagerin des Doms von Uppsala. Sie hat bereitwillig alle meine Fragen beantwortet, mir wertvolle Hinweise gegeben und war eine der nettesten Begegnungen in Schweden. Dankeschön.


 
 
 Anregungen, Lob und Kritik nehme ich gerne entgegen.