Modified: 01.08.2003

Stockholm ist die schöne Metropole Schwedens. Immer noch mit manchem Kleinstadtcharme versehen, ist es doch auch unverkennbar eine Hauptstadt, mit protzigen repräsentativen Gebäuden, Einkaufsmeilen und vielen Museen. Die Stadt ist über mehrere Inseln verteilt, so daß sich immer neue, wundervolle Blicke über das Wasser auf die Stadt ergeben.

 

 
 
Storkykyrkan (Stockholmer Dom):
 

1279 wird die Storkykyrkan erstmalig urkundlich erwähnt. Mit dem Aufstieg Stockholms zum Königssitz wird sie zum Nationalheiligtum und löst somit den  Dom zu Uppsala in dieser Funktion ab. Und die Kirche ist der Ausgangspunkt für die Verbreitung der Reformation in Schweden. Ihr heutiges Äußeres steht in starkem Kontrast zu ihrer Innenausstattung: Bietet sich die Kirche dem Vorbeigehenden als klassische Kirche des Barocks dar, so wird der eintretende Besucher von einem Gewölbe in mittelalterlichem Gepräge der Backsteingotik überrascht. Die Außenhülle des Schiffs wurde ebenso wie der Turm 1742 von J.E. Carlberg im Stil seiner Zeit umgestaltet. Gewollt war eine Anpassung des Domes an die benachbarten Gebäude wie die Börse und das Königsschloß. Die Gewölbe der Kirche erhielten ihre jetzige Form bereits 1470. Aus dieser Zeit stammt ein Großteil der Innenausstattung der Kirche. Die sog. Sonntagsglocke, die heute in der St.Georgs-Kapelle ausgestellt ist, stammt aus dem Jahr 1493, das fast lebensgroße Reiterstandbild der Heiligen Georg, das im inneren Nordschiff auf Höhe des Altars steht, wurde im Jahre 1489 eingeweiht. Das Standbild stammt aus der Hand des Lübecker Künstlers Bernd Notke und wurde unter Verwendung von ungewöhnlichen Materialien wie Eichenholz und Elchgeweih hergestellt.

Der Dom selbst ist fünfschiffig ausgeführt, im westlichen Teil der äußeren Seitenschiffe wurden kleine Emporen nachträglich eingebaut, ebenso eine Orgelempore, die die Westseite der drei inneren Kirchenschiffe füllt. Auf der Ostseite gibt es keine Apsis, auf den letzten zwei Jochen des Mittelschiffs ist lediglich der Fußboden etwas erhöht. Dieser Chor schließt an der Ostseite mit einem dunklen Barockaltar, der um 1650 vom Hamburger Goldschmied Eustachius Erdmüller in Silber und Ebenholz ausgeführt wurde. Zu dem barocken Teil der Innenausstattung gehört ebenso die wuchtige Kanzel, die 1698 begonnen wurde. Schön ist das an der Kanzel angebrachte Stundenglas, eine vierfach ausgeführte Sanduhr mit unterschiedlichen Durchlaufzeiten des Sandes. Ein ähnliches Exemplar kann man im Dommuseum im  Dom von Uppsala finden. Im östlichen Teil des Nordschiffs ist ein Gemälde des in Hamburg geborenen Künstlers David Klöcker von Ehrenstrahl zu sehen, Das Jüngste Gericht. Im Gegensatz zu den barocken Ausschmückungen steht das schöne, schlichte Taufbecken des Doms, das noch aus dem 15. Jahrhundert stammt.

 

 
 
St. Gertrud (Deutsche Kirche):
 

Unweit vom Stockholmer Dom, ebenfalls auf der Altstadtinsel, befindet sich die Deutsche Kirche (Tyska Kyrkan), eigentlich St. Gertrud genannt. Sie hat leider nur kurze Öffnungszeiten, so daß man in der Regel vor verschlossenen Türen steht. An dieser Stelle stand zunächst ab 1576 nur eine Kapelle, die jedoch 1638 bis 1642 durch eine zweischiffige gotische Hallenkirche ersetzt wurde. Auch heute noch zeigt sie sich im klassischen Gewand der Backsteingotik, nur der Eingang von Süden wurde mit einer sansteinernen Front versehen, die von Heiligenfiguren gekrönt ist. Der Turm wurde in seiner jetzigen Form um 1878 errichtet, nachdem der alte Turm einem Brand zum Opfer fiel.

 

 
 
Riddarholmskyrkan:
 

Direkt neben der Gamla Stan (Altstadt) gibt es eine weitere, sehr kleine Insel: Riddarholm. Hier befindet sich ein weiteres sakrales Schmuckstück der Stadt: Die Riddarhomskyrkan. Sie ist ursprünglich die Kirche eines Franziskanerklosters, das sich hier ab 1270 befand. Das Kloster wurde 1527 aufgegeben, die Kirche wurde daraufhin als Hauptkirche der Insel genutzt. 1629 erklärte Gustav Adolf II die Kirche zur Begräbniskirche des Königshauses, so daß fast alle späteren Königinnen und Könige Schwedens hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. 1807 wurde der Kirchenkreis mit dem der Storkykyrkan zusammengelegt, die Riddarholmskyrkan fortan nur noch als Begräbnis- und Gedächtniskirche genutzt. Die Kirche beherbergt viel wundervolle Grabmale der Königsfamilie, auch weitere von hochstehenden Adeligen, vom 13. bis ins 20. Jahrhundert. Der erste bestattete König ist Magnus Birgersson, der den Franziskanerorden an dieser Stelle vermutlich gründete. Das Hauptschiff, das Nordschiff und die Kanzel stammen unverändert aus dem 13. Jahrhundert, das deutlich engere Südschiff ist Teil des ursprünglichen Kreuzgangs des Klosters, der im 15. Jahrhundert in die Kirche integriert wurde. Der Turm ist von 1846, nachdem 1835 ein großes Feuer im Vorgängerbau wütete. Der offene Turmhelm des Turmes besteht übrigens aus Metall.

 

 
 
St. Clara:
 

Inmitten des neuen Zentrums der Stadt, zwischen der Einkaufstraße Drottninggatan und dem Hauptbahnhof, findet sich im hektischen Treiben ein Ort der Ruhe: Der Kirchhof von St. Clara (auch Klarakyrkan). An diesem Ort befand sich seit 1280 ein Kloster des Ordens der heiligen Clara. 1557 wurde hier der Bau einer Kirche begonnen. Ein Großteil des heutigen Baus stammt aus dem Jahre 1753, da die Kirche 1751 bei einem Brand stark beschädigt wurde und umfangreich renoviert werden mußte. So zeigt der Sandsteinsims am Rand des Daches seine barocke Herkunft, während das Kirchenschiff selbst noch der Backsteingotik entstammt. Die weite, einschiffige Halle glänzt in barocker Pracht, sowohl Altar und Kanzel als auch die aufwendigen goldenen Leuchter wirken üppig in dem baulich schlichten Raum. Die Akkustik der Kirche ist übrigens beachtlich, die Kirche bildete einen der wichtigsten Auffürungsräume in Stockholm. Die Deckenmalereien stammen aus der Hand von Olle Hjortzberg und wurden anfang des 20. Jahrhunderts erstellt.

 

 
 
Vasa Museum:
 

Etwas abseits des Stadtzentrums, auf der Insel Djurgården, liegt eine historische Sensation: Das Vasa-Museum beherbergt das 1628 gesunkene Kriegsschiff Vasa, das 1956 gefunden und fünf Jahre später gehoben wurde. Das Schiff ist beeindruckend: 62m lang, 12m breit, mit Masten 50m hoch, geplant waren 64 Kanonen und 435 Mann an Bord. In der sieben Stockwerke hohen Halle kann man das Schiff von jedem Stockwerk aus begutachten, sowohl von ganz unten am Kiel als auch aus luftiger Höhe von der Galerie. Nach der Bergung des Schiffes begann der Wettlauf mit der Zeit, da das Schiff unter Sauerstoff-Einfluß beginnt, zu zerfallen. Auch jetzt ist das Rennen noch nicht endgültig gewonnen, wie die zerstörerischen Schwefelreaktionen im feuchten Sommer 2001 deutlich machten. Eine schöne Ausstellung dokumentiert den Schiffbau vergangener Zeiten und erklärt das Schicksal der Vasa, die bereits auf ihrer Jungfernfahrt nach 500m Strecke in den Fluten versank. Das Museum selbst ist eine moderne Halle aus Beton und Stahl, deren Form selber auf die eines Schiffes anspielt. Nicht wirklich schön, aber gut gemacht. Vor dem Museum befindet sich ein kleines Bronzemodell, das diesen Teil der Insel vor dem Bau des Museums zeigt. Von hier aus kann man seine Wanderungen über Djurgården beliebig fortsetzen, entweder zum Erholungsprogramm in den benachbarten Vergnügungspark Gröna Lunds Tivoli oder zur Fortsetzung der Kulturreise ins Nordische Museum direkt gegenüber der Vasa. Für die nachdenklichen Menschen führt der Weg vielleicht auch zum nahegelegenen Friedhof der Insel, auf dem sich eine Gedenkstätte für die Opfer der Estonia befindet, jener Fähre, die 1994 aus ungeklärter Ursache in der Ostsee sank und 852 Menschen in den Tod riß.

 

 
 
Literatur:
 

Storkykyrkan. Arne Forsberg. Herausgegeben von Storkyrkoförsamlingen, 1997. ISBN: 91-630-5475-2

Links:
 

Phil Draper betreibt eine wundervolle  Website, auf der er Kirchen präsentiert. Der Schwerpunkt liegt auf englischen Kirchen, jedoch gibt es eine  schöne Seite mit der Storkykyrkan und der Riddarholmskyrkan.

Das  Vasamuseum hat eine eigene Webseite, auf der sich Informationen zum Schiff, zur Ausstellung und zum Museum befinden.


 
 
 Anregungen, Lob und Kritik nehme ich gerne entgegen.