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Das Boí-Tal bildet nicht nur die westliche
Anfahrtsroute zum Aigüestortes Nationalpark,
sondern auch die Heimat einiger kunsthistorischer
Juwelen ersten Ranges: Hier sind viele Dorfkirchen des
11. und 12. Jahrhunderts erhalten geblieben, die zur
lombardischen Romanik gezählt werden. Neun dieser Kirchen
wurden in das Unesco Weltkulturerbe aufgenommen.
Einige dieser Kirchen sollen hier vorgestellt werden.
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Sant Feliu de Barruera:
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  Direkt an der
Stichstraße ins Vall de Boí liegt die Kirche
von Barruera: San Feliu. Sie wurde im 11. oder 12. Jahrhundert
erbaut als einschiffige Basilika mit Tonnengewölbe.
Im Grundriß ist sie recht unsymmetrisch, ein Querschiff
existiert nur an der Südseite, an der Nordseite
gibt es stattdessen zwei kleine, rechteckige Kapellen.
Ebenso gibt es nur zwei Apsiden (am Hauptschiff und
am südlichen Querschiff), der Glockenturm steht
ebenfalls auf der Südseite der Kirche. Die Fassade ist
wenig verziert, selbst die Ostseite weist nur wenige
gliedernde Pilaster und Bögen auf. Das Gebäude
ist aus Felsstein gemauert, typisch für die Romanik
sind die kleinen Fenster (größere ließen
die damaligen Statik-Kenntnisse nicht zu). Die Tür
des Westportals ist aus dem Mittelalter erhalten geblieben,
der Riegel ist mit Gravuren versehen.
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San Joan de Boí:
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  Etwas weiter nördlich
an der Straße ins Vall de Boí befindet sich das
Dorf Boí, das ebenfalls eine der Kirchen besitzt.
San Joan de Boí ist als Basilika errichtet, der Glockenturm steht an der
Südseite der Kirche. Sein oberes Stockwerk befindet
sich nicht mehr im Originalzustand. Die beiden
Seitenschiffe besitzen jeweils eine halbrunde Apsis,
deren Dachabschluß mit Blendarkaden versehen ist.
Die Apsis des Haupschiffs hat einen rechteckigen
Grundriß, sie wurde in späterer Zeit
verändert. Interessant sind die Wandmalereien
der Kirche, es sind Kopien der Originale, die zwischen
1919 und 1923 entfernt wurden. Unter anderem sind
Abbildungen von Musikanten und Jongleuren zu sehen.
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San Climente de Taüll:
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  Die bekannteste
der Kirchen des Boí-Tals ist San Climente de
Taüll, kaum ein Pyrenäen-Führer,
in dem sie nicht abgebildet ist. Sie besitzt die Form einer
Basilika mit einem
südlich beigestellten Glockenturm. Dieser dürfte
ein Wesentliches zu ihrer Berühmtheit beigetragen haben,
ist er doch höher und schlanker als die Türme der
anderen Kirchen. San Climente besitzt drei Apsiden auf der
Ostseite, die mittlere größer als die beiden
seitlichen. An den oberen Rundbögen der Fenster kann
man noch Reste der ursprünglichen Bemalung der Kirche
erkennen, dunkelbraune Linien bilden geometrische Muster.
Auch die Blendarkaden der Apsiden sind ein wenig schmuckvoller
gestaltet als im Vall de Boí üblich.
Geweiht wurde San Climente am 10. Dezember 1123.
Die Kirche selbst dient nur noch als Museum, im Inneren
kann man die erneuerten Wandmalereien bewundern, es gibt auch
eine Videopräsentation der Geschichte von San Climente.
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Santa Maria de Taüll:
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  Ebenfalls
in Taüll gelegen ist Santa Maria,
die inmitten der engen Gassen des Dorfes steht.
Als Besonderheit ist der Turm in das südliche
Seitenschiff integriert. Sie weist ansonsten einen
symmetrischen Basilika-Grundriß auf mit drei
halbrunden Apsiden. Die Ornamentik der Ostseite entspricht
annähernd der von San Climente, Blendarkaden,
Pilaster und ein Sägezahnfriess. Die Verwandschaft
verwundert natürlich nicht, sind die Kirchen doch
im gleichen Ort und zur gleichen Zeit entstanden
(Santa Maria wurde am 11. Dezember 1123 geweiht,
einen Tag nach San Climente). Im Inneren fällt
die einfache Dachkonstruktion auf, die Pfeiler tragen
eine Arkade, auf deren geraden Abschluss die Dachbalken
einfach aufliegen. Die Wandmalereien wurden
(wie auch bei San Joan) zwischen 1919 und 1923 entfernt, die
Originale werden im Museu Nacional d'Art de
Catalunya in Barcelona aufbewahrt.
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Literatur:
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Romanesque Route through the Alta Ribagorça.
Broschüre des ,
Patronat Comarcal de Turisme und des Patronat Vall de Boí.
Pyrenäen-Handbuch. Michael Schuh. Reise Know-How
Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld, 2003.
ISBN: 3-8317-1164-X.
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Links:
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Die Webseite der Fernsehserie Schätze der Welt zeigt auch eine Galerie von Bildern aus dem Vall de Boí.
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Anregungen, Lob & Kritik nehme ich gerne entgegen.
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