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Das
östliche Ende der Pyrenäen bildet ein
Hügelland, das sich bis an die Mittelmeerküste
erstreckt. In einer schönen Bucht befindet sich hier
der Fischerort Port de la Selva, der trotz
seiner idyllischen Lage nicht völlig von Touristen
überlaufen ist. Hoch über dem Ort thront das
wundervoll erhaltene Kloster Sant Pere de Rodes
und wenige Kilometer entfernt lockt der östlichste
Punkt der iberischen Halbinsel, das Cap de Creus.
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Cap de Creus:
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  Das Cap
de Creus ist der östlichste Punkt Spaniens.
Es ist die Spitze einer Halbinsel, die weit ins Mittelmeer
hineinragt. Zum Cap hin wird die Landschaft immer
urtümlicher, ein großer Nationalpark wurde
hier zum Schutz der Natur eingerichtet. Schroffe Felsen
sind von einer kargen Vegetation bewachsen, der reichliche
Regen sorgt für tiefgrüne Pflanzen auf dem
rotbraunen Fels. Diese Landschaft bildet auch eines der
Rückzuggebiete für die Landschildkröten, die
hier vereinzelt noch anzutreffen sind.
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  Immer
zahlreicher werden die Blicke aufs Meer, wenn man
sich dem Cap nähert, die Straße windet sich
um manchen Felsen, bis man zunächst einen
Blick auf die großen Felsformationen wirft, die
das Cap de Creus bilden. Nach einer
weiteren Kurve erreicht man die Landspitze selbst,
wobei hinter dem großen Felsen auch ein
Restaurant auftaucht, das jedoch gemeinsam mit dem
Leuchtturm noch recht ansehnlich ist.
Am Cap selbst steht noch ein weiteres Monument,
offenbar neigen Menschen an jedem besonderen Ort
der Welt dazu, irgendein Zeichen ihrer Zivilisation
dort zu hinterlassen.
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Sant Pere de Rodes:
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 In den Hügeln
über der Bucht von Port de la Selva liegt ein
kunsthistorisches Juwel. Hier oben wurde über einer
Eremitenhöhle und in unmittelbarer Nähe einer
Quelle ein Kloster errichtet, das bis zum Ende des
18. Jahrhunderts noch bewohnt war. Ein Vorgängerbau
dürfte bereits vor dem 7. Jahrhundert bestanden
haben, einige urkundliche Erwähnungen seit dem Ende
des 8. Jahrhunderts sprechen von einer kleinen Klosterzelle,
die zunächst dem Kloster Sant Polycarp des Rasos,
später dann Sant Esteve de Banyoles zugesprochen wurde.
Mit der erreichten Unabhängigkeit von Banyoles
Anfang des 10. Jahrhunderts beginnt der materielle und
geistige Aufstieg von Sant Pere de Rodes, in dieser Zeit
wurden auch die ersten Abschnitte des heutigen Klosters
errichtet. Der folgende Plan zeigt den Klosterkomplex und
seine wesentlichen Bauphasen.
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Plan aus Kloster von Sant
Pere de Rodes. (C) Generalitat de Catalunya, 2002.
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  Bei einem Rundgang
wird man gewöhnlich das Kloster durch den Westeingang
betreten und kommt zunächst am Informationszentrum
(A) vorbei. Kommt man in den Innenbezirk des Klosters,
so bietet sich ein erster Blick auf die Westseite der
Kirche. Diese betritt man zunächst durch ein Atrium, das
im 11. Jahrhundert angebaut wurde (B). Das Portal zwischen
Atrium und dem Kircheninnenraum wurde vom Meister von
Cabestany gestaltet, es sind jedoch nur noch einzelne
Fragmente der Dekoration erhalten. In der Kirche fallen
die Säulen auf, die auf sehr hohen Podien (Unterbauten)
stehen. Die Kapitelle der Säulen
sind sehr schön ornamental gestaltet. Die Basilika
ist dreischiffig, wobei die Seitenschiffe sehr hoch und
schmal sind. Daher wird die Kirche auch nur durch ein
einziges Satteldach gedeckt, es gibt also keine Lichtdurchlässe
im oberen Hauptschiff. Die Gestaltung des Chores und der
Chorumgänge weist auf eine klassische Pilgerkirche
hin, bei der die Pilger die Kirche von Westen betreten,
in einem Seitenschiff bis in den Chorumgang gelangen, wo
in den Kapellen die Reliquien der Heiligen ausgestellt sind.
Dem Chorumgang folgend gelangen die Pilger durch
das andere Seitenschiff wieder nach draußen, ohne
Stau und ohne die Priester im Chor sonderlich zu stören.
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   Verläßt
man die Kirche durch das südliche Querschiff, so
gelangt man in das unterste Stockwerk des Glockenturms (E),
dessen ursprüngliche Holzleitern und Stockwerke
nicht erhalten sind. Stattdessen führt eine Wendeltreppe
aus Stahl in das nächst höhere Stockwerk, von wo
man das Dach des oberen Kreuzgangs (F) erreicht, auf den man
hier einen guten Überblick hat. Nach Süden
kann man zum Wehrturm (G) und weiter auf das Dach des Abtshauses
gehen. Wieder bei der Kirche angelangt, führt eine
sehr schmale Treppe hinab und recht unvermittlet steht man
im oberen Chorumgang der Basilika. Durch hohe Fensteröffnungen
fällt der Blick von oben durch das Langschiff, auf der
Nordseite des Ganges gelangt man in die Sant-Miquel-Kapelle,
die sich im gleichnamigen Turm der Kirche befindet.
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   Wieder unten
im Glockenturm angelangt führt ein weiterer Weg unten
in den unteren Kreuzgang. Dieser wurde bereits mit der
ursprünglichen Klosterzelle (wie auch die Basilika
und das Abtshaus) im 10. Jahrhundert errichtet. Beim
Bau des oberen Kreuzgangs wurde er teilweise zugeschüttet
und diente diesem als Fundament. Auf der Ostseite sieht man
eine grobe Mauer, die zu einem Gebäude gehört, das
bereits deutlich älter ist, als die Klosteranlage
selbst (J). Welchem Zweck dieses Gebäude in
spätrömischer Zeit gedient hat, ist bisher noch
nicht erforscht. Auffällig ist im ganzen
Kloster die Unübersichtlichkeit der Gänge und
Gebäude, obwohl das Kloster nicht sehr groß ist,
ist es nicht leicht zu erraten, auf welchem Wege man
bestimmte Räume erreicht. So gelangt man ebenfalls
recht unerwartet in den oberen Kreuzgang, in dessen Innenhof
eine Zisterne aus dem 17. Jahrhundert den Mittelpunkt
bildet. Auf der Ostseite wurden einige Kapitelle, die
man (eher ohne wissenschaftliche Belege) dem Kreuzgang
zugeordnet hat, eingesetzt. Diese Kapitelle sind von
hervorragender Qualität, ausdrucksvolle Figuren
zeugen von dem Können des Bildhauers genauso wie
von der großen und weitreichenden Bedeutung des
Klosters im Mittelalter. Außerhalb des Klosters
befindet sich das Pilgerhospital (L), das vermutlich
die Pilger aufnahm, die abends nach Toresschluß hier
ankamen. Weiter oben auf dem Berg befinden sich die
Ruinen der Burg Sant Salvador de Verdera und
der Kirche Santa Creu de Rodes.
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Literatur:
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Pyrenäen-Handbuch. Michael Schuh. Reise Know-How
Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld, 2003.
ISBN: 3-8317-1164-X.
Pyrenäen - Frankreich, Andorra, Spanien. Tobias Büscher.
DuMont Reiseverlag, Köln, 2003. ISBN: 3-7701-6039-8.
Kloster von Sant Pere de Rodes. Joan Badia-Homs, Pep Botey,
Humberto Rivas, Martín García. Führer
der Generalitat de Catalunya.
ISBN: 84-393-5784-2.
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Links:
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Schöne Bilder von Sant Pere de Rodes gibt es auf den
Seiten Architecture Religieuse en Occident.
Unter anderen Klöstern wird Sant Pere de Rodes auch
auf den Seiten der Escola Sert gelistet.
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Anregungen, Lob & Kritik nehme ich gerne entgegen.
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