Modified: 31.07.2004

Das östliche Ende der Pyrenäen bildet ein Hügelland, das sich bis an die Mittelmeerküste erstreckt. In einer schönen Bucht befindet sich hier der Fischerort Port de la Selva, der trotz seiner idyllischen Lage nicht völlig von Touristen überlaufen ist. Hoch über dem Ort thront das wundervoll erhaltene Kloster Sant Pere de Rodes und wenige Kilometer entfernt lockt der östlichste Punkt der iberischen Halbinsel, das Cap de Creus.

 

 
Cap de Creus:
 

Das Cap de Creus ist der östlichste Punkt Spaniens. Es ist die Spitze einer Halbinsel, die weit ins Mittelmeer hineinragt. Zum Cap hin wird die Landschaft immer urtümlicher, ein großer Nationalpark wurde hier zum Schutz der Natur eingerichtet. Schroffe Felsen sind von einer kargen Vegetation bewachsen, der reichliche Regen sorgt für tiefgrüne Pflanzen auf dem rotbraunen Fels. Diese Landschaft bildet auch eines der Rückzuggebiete für die Landschildkröten, die hier vereinzelt noch anzutreffen sind.

Immer zahlreicher werden die Blicke aufs Meer, wenn man sich dem Cap nähert, die Straße windet sich um manchen Felsen, bis man zunächst einen Blick auf die großen Felsformationen wirft, die das Cap de Creus bilden. Nach einer weiteren Kurve erreicht man die Landspitze selbst, wobei hinter dem großen Felsen auch ein Restaurant auftaucht, das jedoch gemeinsam mit dem Leuchtturm noch recht ansehnlich ist. Am Cap selbst steht noch ein weiteres Monument, offenbar neigen Menschen an jedem besonderen Ort der Welt dazu, irgendein Zeichen ihrer Zivilisation dort zu hinterlassen.


 
Sant Pere de Rodes:
 

In den Hügeln über der Bucht von Port de la Selva liegt ein kunsthistorisches Juwel. Hier oben wurde über einer Eremitenhöhle und in unmittelbarer Nähe einer Quelle ein Kloster errichtet, das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts noch bewohnt war. Ein Vorgängerbau dürfte bereits vor dem 7. Jahrhundert bestanden haben, einige urkundliche Erwähnungen seit dem Ende des 8. Jahrhunderts sprechen von einer kleinen Klosterzelle, die zunächst dem Kloster Sant Polycarp des Rasos, später dann Sant Esteve de Banyoles zugesprochen wurde. Mit der erreichten Unabhängigkeit von Banyoles Anfang des 10. Jahrhunderts beginnt der materielle und geistige Aufstieg von Sant Pere de Rodes, in dieser Zeit wurden auch die ersten Abschnitte des heutigen Klosters errichtet. Der folgende Plan zeigt den Klosterkomplex und seine wesentlichen Bauphasen.

Plan aus Kloster von Sant Pere de Rodes. (C) Generalitat de Catalunya, 2002.

Bei einem Rundgang wird man gewöhnlich das Kloster durch den Westeingang betreten und kommt zunächst am Informationszentrum (A) vorbei. Kommt man in den Innenbezirk des Klosters, so bietet sich ein erster Blick auf die Westseite der Kirche. Diese betritt man zunächst durch ein Atrium, das im 11. Jahrhundert angebaut wurde (B). Das Portal zwischen Atrium und dem Kircheninnenraum wurde vom Meister von Cabestany gestaltet, es sind jedoch nur noch einzelne Fragmente der Dekoration erhalten. In der Kirche fallen die Säulen auf, die auf sehr hohen Podien (Unterbauten) stehen. Die Kapitelle der Säulen sind sehr schön ornamental gestaltet. Die Basilika ist dreischiffig, wobei die Seitenschiffe sehr hoch und schmal sind. Daher wird die Kirche auch nur durch ein einziges Satteldach gedeckt, es gibt also keine Lichtdurchlässe im oberen Hauptschiff. Die Gestaltung des Chores und der Chorumgänge weist auf eine klassische Pilgerkirche hin, bei der die Pilger die Kirche von Westen betreten, in einem Seitenschiff bis in den Chorumgang gelangen, wo in den Kapellen die Reliquien der Heiligen ausgestellt sind. Dem Chorumgang folgend gelangen die Pilger durch das andere Seitenschiff wieder nach draußen, ohne Stau und ohne die Priester im Chor sonderlich zu stören.

Verläßt man die Kirche durch das südliche Querschiff, so gelangt man in das unterste Stockwerk des Glockenturms (E), dessen ursprüngliche Holzleitern und Stockwerke nicht erhalten sind. Stattdessen führt eine Wendeltreppe aus Stahl in das nächst höhere Stockwerk, von wo man das Dach des oberen Kreuzgangs (F) erreicht, auf den man hier einen guten Überblick hat. Nach Süden kann man zum Wehrturm (G) und weiter auf das Dach des Abtshauses gehen. Wieder bei der Kirche angelangt, führt eine sehr schmale Treppe hinab und recht unvermittlet steht man im oberen Chorumgang der Basilika. Durch hohe Fensteröffnungen fällt der Blick von oben durch das Langschiff, auf der Nordseite des Ganges gelangt man in die Sant-Miquel-Kapelle, die sich im gleichnamigen Turm der Kirche befindet.

Wieder unten im Glockenturm angelangt führt ein weiterer Weg unten in den unteren Kreuzgang. Dieser wurde bereits mit der ursprünglichen Klosterzelle (wie auch die Basilika und das Abtshaus) im 10. Jahrhundert errichtet. Beim Bau des oberen Kreuzgangs wurde er teilweise zugeschüttet und diente diesem als Fundament. Auf der Ostseite sieht man eine grobe Mauer, die zu einem Gebäude gehört, das bereits deutlich älter ist, als die Klosteranlage selbst (J). Welchem Zweck dieses Gebäude in spätrömischer Zeit gedient hat, ist bisher noch nicht erforscht. Auffällig ist im ganzen Kloster die Unübersichtlichkeit der Gänge und Gebäude, obwohl das Kloster nicht sehr groß ist, ist es nicht leicht zu erraten, auf welchem Wege man bestimmte Räume erreicht. So gelangt man ebenfalls recht unerwartet in den oberen Kreuzgang, in dessen Innenhof eine Zisterne aus dem 17. Jahrhundert den Mittelpunkt bildet. Auf der Ostseite wurden einige Kapitelle, die man (eher ohne wissenschaftliche Belege) dem Kreuzgang zugeordnet hat, eingesetzt. Diese Kapitelle sind von hervorragender Qualität, ausdrucksvolle Figuren zeugen von dem Können des Bildhauers genauso wie von der großen und weitreichenden Bedeutung des Klosters im Mittelalter. Außerhalb des Klosters befindet sich das Pilgerhospital (L), das vermutlich die Pilger aufnahm, die abends nach Toresschluß hier ankamen. Weiter oben auf dem Berg befinden sich die Ruinen der Burg Sant Salvador de Verdera und der Kirche Santa Creu de Rodes.


 
Literatur:
 

Pyrenäen-Handbuch. Michael Schuh. Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld, 2003. ISBN: 3-8317-1164-X.

Pyrenäen - Frankreich, Andorra, Spanien. Tobias Büscher. DuMont Reiseverlag, Köln, 2003. ISBN: 3-7701-6039-8.

Kloster von Sant Pere de Rodes. Joan Badia-Homs, Pep Botey, Humberto Rivas, Martín García. Führer der Generalitat de Catalunya. ISBN: 84-393-5784-2.



Links:
 

Schöne Bilder von Sant Pere de Rodes gibt es auf den Seiten  Architecture Religieuse en Occident.

Unter anderen Klöstern wird Sant Pere de Rodes auch auf den Seiten der  Escola Sert gelistet.

 

 
 
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