Modified: 31.07.2004

Im Herzen der spanischen Pyrenäen liegt der Nationalpark Ordesa. Der Park, in dem sich der dritthöchste Pyrenäengipfel, der Monte Perdido, befindet, bietet Gelegenheit zu einigen der schönsten Wanderungen in den Pyrenäen. Er ist allerdings auch schon recht bekannt, so dass ein einsames Wandern nur ausserhalb der Hochsaison möglich sein wird.

 

 
Valle de Ordesa:
 

Das Valle de Ordesa bildet das Zentrum des Nationalparks, es reicht von der Südwestecke des Parks geradewegs nach Osten. Das Zentrum dieser Region bildet der Ort Torla, in der Hochsaison muss man von hier aus mit dem Bus zum Parkplatz im Valle de Ordesa fahren. Die Hauptwanderroute führt von hier aus immer unten am Fluss entlang bis zum Wasserfall Cola de Caballo und auf dem selben Weg wieder zurück. Wer über eine gute Kondition verfügt, kann jedoch direkt am Parkplatz den Río Aras überqueren und folgt dem Jagdweg direkt hinauf auf die Punta Acuta. Der Anstieg geht 700m steil bergauf und sollte bei Eisglätte oder großer Nässe nicht versucht werden. Die Belohnung für den heftigen Aufstieg, der etwa eine ¾ Stunde dauert, folgt sofort: Der Blick von der Punta Acuta auf die Berge des Valle de Ordesa ist atemberaubend.

Der eigentliche Vorteil dieses Weges ist jedoch, dass man von nun an den Rest des Tages kontinuierlich leicht bergab wandert. Die Wanderung führt auf der sog. Faja de Pelay entlang. Fajas sind die Absätze zwischen zwei steilen Abschnitten der Bergwand, die sich waagerecht am Hang entlang ziehen. Manche dieser Fajas sind breit genug, um auf ihnen zu wandern. Die Faja de Pelay ist an manchen Stellen recht weit, der Weg führt dann durch schmale, bewaldete Ebenen oder weites Grasland, an anderen Abschnitten ist sie hingegen sehr schmal, so dass der Weg direkt am Steilhang liegt. Von rechts fallen oftmals kleine Wasserfälle den Hang hinunter, die den Wanderweg als kleine Rinnsaale kreuzen, um dann weiter dem Río Aras entgegenzustürzen.

Im Circo de Soaso angelangt trifft die langsam abfallende Faja de Pelay auf die stetig angestiegene Talsohle. Direkt am Ende des Tales fällt der Río Aras eine steile Felsstufe hinab, der Wasserfall Cola de Caballo ähnelt wirklich ein wenig einem Pferdeschwanz, wie der Name besagt. Am Wasserfall treffen wir auch wieder auf den Hauptwanderweg, so dass die Anzahl der Menschen, denen wir begegnen, plötzlich merklich größer wird. Die Wanderung folgt diesem breiten Weg am Ufer des Río Aras entlang durch das Tal. Hierbei führt er noch an manchem schönen Wasserfall vorbei, allen voran den in vielen Stufen fallenden Gradas de Soaso.


 
Cañón de Añisclo:
 

Ganz im Süden des Parks befindet sich eine weitere Attraktion, der Cañón de Añisclo. Der Flusslauf des Río Vellos hat hier von Norden kommend eine tiefe Schlucht aus dem Bergmassiv geschnitten, die zu beiden Seiten sehr steile Felswände aufweist. Vielleicht nicht so herausragend, wie in einigen Reiseführern beschrieben, da man hier weitgehend unten in der Schlucht wandert (es fehlt also der weite Blick über auf die Berge), aber eine sehr schöne schattige Wanderung. Sie beginnt an der Straße zwischen Escalona und Nerin, an der nördlichen Trasse (in der Hochsaison ist diese nur von Ost nach West befahrbar, die südliche Trasse ist dann entsprechend eine Einbahnstraße von West nach Ost). Diese schmale Straße windet sich bereits durch einen sehr steilen Cañon und bietet beeindruckende Ausblicke auf den Fluß. Vom Parkplatz beginnt dann die Wanderung zunächst ein kurzes Stück entlang der Straße, dann über eine Brücke und schon erreicht man die erste Sehenswürdigkeit des Weges: Die Einsiedelei San Urbez, eine Behausung, die direkt unterhalb eines Felsüberhangs gebaut wurde.

Die Wanderung selbst ist recht einfach, sie steigt kontinuierlich ein wenig an, und der Zeitpunkt der Umkehr ist frei wählbar. Daher unterscheiden sich oft auch die Angaben der benötigten Zeit in den Reiseführern. Für die Strecke bis zur Ebene La Ripareta und zurück zum Parkplatz benötigt man etwa 6 Stunden. Der Weg führt entlang des Flusses, der jedoch nicht immer zu sehen ist, durch einen teils dichten Wald voller Moos und Flechten. Hin und wieder gelangt man an seichte Stellen des Flusses, die zu einer Rast einladen. An der Einmündung des Barranco de la Pardina in den Rio Vellós lichtet sich der Wald, La Ripareta ist erreicht.


 
Literatur:
 

Pyrenäen-Handbuch. Michael Schuh. Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld, 2003. ISBN: 3-8317-1164-X.

Pyrenäen - Frankreich, Andorra, Spanien. Tobias Büscher. DuMont Reiseverlag, Köln, 2003. ISBN: 3-7701-6039-8.

Pyrenäen 1 - Spanische Zentralpyrenäen: Panticosa bis Benasque. Roger Büdeler. Bergverlag Rother GmbH, 2002. ISBN: 3-7633-4003-3. Schöner Wanderführer, nur die Wegzeiten sind etwas kurz geschätzt.

Karte: Ordesa and Monte Perdido. National Park. Gute Karte mit Wandervorschlägen. Editorial Alpina. ISBN: 84-8090-098-9.



Links:
 

Sehr schöne Bilder aus dem Ordesa Nationalpark gibt es auf den  Webseiten von Todd's Hiking Guide.

 

 
 
 Anregungen, Lob & Kritik nehme ich gerne entgegen.