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Braunschweig ist eine nette, kleine Stadt in der weiteren
Umgebung Hannovers. Nicht so sehr berühmt wie vielleicht
Heidelberg oder Quedlinburg, da das mittelalterliche
Stadtzentrum im 2. Weltkrieg fast vollständig
zerstört wurde, jedoch eine echte Perle in Hinblick
auf die dortigen Kirchen. Der Dom ist ein herausragendes
Stück Romanisch-Gotischer Architektur in Deutschland.
Also ist Braunschweig allemal einen Besuch wert.
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Dom St. Blasii:
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Der Dom St. Blasii
ist einer der vier sog. Löwendome in Norddeutschland. So
werden die von Heinrich dem Löwen gestifteten Dome in
Braunschweig, Schwerin, Ratzeburg und Lübeck genannt.
Begonnen wurde der Bau des Domes um 1173, vorläufig
fertiggestellt wurde er 1226. Das südliche Seitenschiff
wurde bereits im 14. Jahrhundert erweitert, das nördliche
wurde im 15. Jahrhundert durch eine zweischiffige Halle
ersetzt. Diese Erweiterungen wurden im Gegensatz zum romanischen
Ursprungsbau im gotischen Stil ausgeführt. Insbesondere
die nördlichen Seitenschiffe sind Prachtexemplare der
Gotik. Um die Pfeiler ringeln sich Profilrippen spiralförmig
nach oben, der westlichste Pfeiler ist gar in sich verwunden.
Die Ansicht, daß gotische Gewölbe einen
Wald nachbilden, findet hier ein plastisches Argument.
Die
Westfassade ist noch im romanischen Stil gehalten
(mit Ausnahme des zwischen die Türme gebauten
Glockengeschosses). Die Fassade macht einen sehr
geschlossenen Eindruck, sie wird nur von einem
prächtigen Radfenster durchbrochen. Die transparente
Erscheinung gotischer Fassaden wurde zu romanischer Zeit
noch nicht erreicht, wie z.B. ein Vergleich mit dem
nördlichen Seitenschiff zeigt. Die Südseite
des Domes ist mit zahlreichen Sonnenuhren bestückt.
Auf der Nordseite befinden sich einige Bänke aus
neuerer Zeit, die zum Verweilen einladen. Sie werden
von lustigen Löwen getragen, jeder davon ist ein
Unikat.
Die Wände im Chorbereich sind vollständig
bemalt, mittelalterliche Geschichten in wundervoller
Farbgebung (die Intensität der Farben rührt
nicht zuletzt von den Restaurierungen um 1880 und
1954 her). Ein riesiger siebenarmiger Bronzeleuchter
aus der Zeit Heinrichs des Löwen steht wie ein
Lettner zwischen Hauptschiff und Chor. Er hat eine
Spannweite von etwa 4 Metern, als Füße dienen
4 Löwenskulpturen. Weiterhin sehenswert ist der Marienaltar,
der aus dem Jahre 1188 stammt.
Im
Hauptschiff selber befindet sich das Grabmonument
Heinrichs des Löwen und seiner Frau Mathilde.
Die Eheleute sind in Lebensgröße dargestellt,
Heinrich hält als Kirchenstifter ein Modell des
Domes in der Hand. Unter diesem Monument befindet sich
eine Gruft, die von den Nationalsozialisten gebaut wurde
und die Sarkophage Heinrichs und Mathildes enthält.
Sie ist mit Granit ausgekleidet und in dem für diese
Zeit typischen Stil gehalten (ein Hauch von Heldentod und
-verehrung weht durch die Luft). Nicht schön, aber
einmalig.
Außerdem befindet sich unter dem Chor die Welfengruft,
in der seit 1681 die Welfen der Linie Braunschweig-Bevern
beigesetzt wurden.
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St. Martini:
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St. Martini
ist sehr malerisch gelegen inmitten vieler anderer,
alter Gebäude am Altstadtmarkt. Urspünglich
wurde sie 1190 bis 1195 in starker Anlehnung an den Braunschweiger Dom
gebaut, ab 1250 erfolgte jedoch ein Umbau zur gotischen
Hallenkirche.
Die
Farbgestaltung des Innenraumes ist etwas ungewöhnlich,
ein kräftiges Blau bedeckt die Pfeiler. An der Südseite
befindet sich die 1434 gestiftete Annenkapelle, in ihr sind
ein Taufbaldachin, ein Taufbecken und ein Taufgitter zu bestaunen.
Der von der Decke hängende Baldachin ist ein Musterbeispiel
für den Eindruck der Schwerelosigkeit und des Schwebens,
der in der Gotik erzeugt werden sollte. Eine von einem Berittenen
getragene Kanzel und einige Epitaphe runden die prächtige
gotische Innenausstattung ab.
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Die Dienste und
die Konsolen sind farblich abgesetzt. Das Blattwerk der
Konsolen ist fein gearbeitet. Es lohnt sich, in dieser
Kirche auf Feinheiten zu achten. Ein
lustiges Detail ist die Kombination von altem Bau und
mittlerweile nostalgischer Kommunikationstechnik: An einem
der südlichen Pfeiler ist ein altes Wandtelefon
befestigt. Optisch erscheint es dort keineswegs als fehl am Platze,
wenngleich der Zweck des Telefons eher unergründlich
ist.
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St. Katharinen:
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Ebenso wie St. Martini hat auch die gegen 1200 begonnene
Kirche St. Katharinen den Braunschweiger Dom
zum Vorbild. Auch hier erfolgte ein späterer Umbau
zur Hallenkirche. Der Südturm wurde 1379, nach einer
Erweiterung um zwei Geschosse, fertiggestellt. Der unvollendete
Nordturm wurde im 16. Jahrhundert durch eine Laterne
verschlossen. Die Außenwände der Halle sind in
einem dunklen Rot gehalten, die Türme zeigen sich
urtümlich ohne Anstrich. Schön sind die von
Krabben gezierten Giebel der Seitenschiffdächer.
Die weißen Profile bilden einen starken Kontrast zu den
roten Seitenwänden.
Der Innenraum ist in weiß gehalten, die Dienste sind
durch eine Farbgebung in Rosa und Gelb hervorgehoben. Im
Innenraum gibt es noch einige Epitaphe.
Ansonsten ein schlichtes, neues Interieur, das offenbart,
daß die Kirche im Kriege stark gelitten hat.
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St. Andreas & Alte Waage:
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Die Kirche
St. Andreas befindet sich in direkter Nachbarschaft zum
Fachwerkhaus "Alte Waage". Dieses Haus war früher
der Ort, an dem gewogen werden mußte;. Das Gebäude
wurde im Weltkrieg vollständig zerstört und
erst Ende der achtziger Jahre in einem Forschungsprojekt
wieder erbaut.
St. Andreas war ursprünglich eine Pfeilerbasilika,
wurde jedoch später in eine Hallenkirche umgebaut.
Der Südturm wurde im 16. Jahrhundert im spätgotischen
Stil vollendet. Hinter der Kirche (also im Osten) steht
die wiederaufgebaute Liberei, ein mittelalterliches
Backsteingebäude, das bereits im 14. Jahrhundert eine
Bibliothek beinhaltete.
Der Innenraum stellt sich heute als moderner Saal dem Betrachter
dar. Er ist hell, da die alten, farbigen, dunklen Fenster im
Kriege zerstört wurden, und beinhaltet keine alten
Altare oder Epitaphe. Zum neuen Interieur gehören
Kanzel, Altar, Taufbecken und auch die Glocken.
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Literatur:
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Einige
Informationsquellen über Braunschweig und seine
Gebäude:
Braunschweiger Kirchen-Führer, Hrsg: Stadtkirchenverband
& Propstei Braunschweig. 1994 (in allen Kirchen und in den
Touristeninformationen erhältlich).
Der Braunschweiger Dom, Hrsg: Ev.-luth. Dompfarramt Braunschweig.
Kunstverlag PEDA, Passau, 1994. ISBN:
3-930102-21-8.
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Anregungen,
Lob und Kritik nehme ich gerne entgegen.
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