Modified: 01.08.2004

Etwa auf halbem Wege zwischen Dijon und Lyon liegt das Städtchen Cluny. Was heute ein kleines und pittoreskes Örtchen ist, war einige hundert Jahre ein kulturelles Zentrum ohnegleichen in Europa. Hier hatte die Reform des Benediktinerordens im 10. Jahrhundert ihren Ausgangspunkt ebenso wie die militante Politik der Kirche im 11. Jahrhundert. Papst Urban II., der Europa zum ersten Kreuzzug aufrief, war Mönch in diesem Kloster gewesen. Im 12. Jahrhundert befand sich in Cluny die größte christliche Kirche der Welt.

 

 
Kloster:
 

Im Jahre 910 n. Chr. wurde das Kloster von Cluny gegründet. Cluny wurde schnell zum Motor einer Reformbewegung, der kluniazensischen Reform, die eine Rückbesinnung auf die Ordensregel des Benediktinerordens forderte. Die zunehmende Verweltlichung des Ordenslebens und die Abhängigkeit der Klöster von weltlichen Herrschern waren die wesentlichen Kritikpunkte der Kluniazenser. Im 11. Jahrhundert war Cluny am Höhepunkt seiner Macht angelangt, mehrere Päpste entstammten diesem Kloster, sowohl die Grundlagen der Kirchenreform als auch die Idee der Kreuzzüge in das Heilige Land wurden hier stark geprägt. Mit der wachsenden Macht und dem Reichtum des Klosters beginnt auch hier die Abkehr von der ursprünglichen geistigen Grundlage, nicht gerade im Sinne der Ordensregel dürfte der Bau einer Kirche gewesen sein, die sowohl an Größe als auch an Prunk nicht ihresgleichen in Europa hatte. Ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts verliert Cluny zunehmend an Ansehen. Während der französichen Revolution wurde das Kloster zum Abriß freigegeben, so daß von der Kirche nur noch einige Reste zu bewundern sind.

In der Zeit vom 10. bis zum 11. Jahrhundert wurde die Klosterkirche von Cluny in mehreren Phasen umgebaut, wobei Cluny auch in der Architektur Vorbildfunktion für andere Kirchenbauten hatte. Die ursprüngliche Kirche wird als Cluny I bezeichnet, es folgte im Jahre 981 die Weihung eines Neubaus (Cluny II), der durch seine Schlichtheit beeindruckte. Der Bau war im burgundischen Stil gehalten, der von respektvollen Anlehnungen an die römischen Ruinen des Burgunds geprägt ist (z.B. antikisierende Rundsäulen). War Cluny II ungefähr 60m lang, so wurde der nächste Neubau (Cluny III) insgesamt mehr als 150m lang. Dieser wurde 1089 begonnen und besaß zwei Querschiffe, später wurde noch eine Vorkirche hinzugefügt. Bernhard von Clairvaux kritisiert in einer Schrift (Apologeia XII, 28) sowohl die Ausstattung mit sehr viel Gold als auch die Plastiken von wilden Affen und Löwen (siehe auch die Streitgespräche um die Miniaturenmalerei in Umberto Ecos "Name der Rose") und endet mit dem Ausruf: Wenn man sich schon nicht der Albernheiten schämt, warum reuen einen nicht wenigstens die Kosten? Von der Abtei sind noch einige Gebäude erhalten, von der Kirche selbst existiert nur noch der südliche Arm des Hauptquerschiffs. Der Grundriß der Kirche läßt sich aber noch sehr gut nachvollziehen, der Blick über den jetzt freien Platz ist noch ziemlich beeindruckend. Die Stadt selbst ist nach wie vor sehenswert, sie ist malerisch und besitzt viel alte Bausubstanz. Insbesondere an Markttagen herrscht hier eine wundervolle Atmosphäre.


 
Literatur:
 

Cluny - Licht der Welt. Joachim Wollasch. Patmos Verlag, 2001. ISBN: 3-491-69035-8. Führer durch die Historie der Abtei von Cluny, Beschreibung der politischen und historischen Entwicklung ebenso wie der einzelnen Bauphasen des Klosters.

Die romanischen Westbauten in Burgund und Cluny - Untersuchungen zur Funktion einer Bauform. Kristina Krüger. Gebr. Mann Verlag, Berlin, 2003. ISBN: 3-7861-1812-4. Dissertation über die Funktion der Vorkirche von Cluny.

Links:
 

Im Rahmen eines ArGe-Projektes wurden die Bauphasen Cluny I und Cluny II in einer  Computer-Animation der Kirche visualisiert.

Weitere Beschreibungen der Bauobjekte in Cluny gibt es in der  ARCHinform Datenbank.

 

 
 
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