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Etwa auf halbem Wege zwischen Dijon und Lyon liegt das
Städtchen Cluny. Was heute ein kleines und pittoreskes
Örtchen ist, war einige hundert Jahre ein kulturelles
Zentrum ohnegleichen in Europa. Hier hatte die Reform
des Benediktinerordens im 10. Jahrhundert ihren Ausgangspunkt
ebenso wie die militante Politik der Kirche im 11. Jahrhundert.
Papst Urban II., der Europa zum ersten Kreuzzug aufrief,
war Mönch in diesem Kloster gewesen. Im 12. Jahrhundert
befand sich in Cluny die größte christliche
Kirche der Welt.
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Kloster:
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 Im Jahre 910
n. Chr. wurde das Kloster von Cluny gegründet.
Cluny wurde schnell zum Motor einer Reformbewegung,
der kluniazensischen Reform, die eine Rückbesinnung
auf die Ordensregel des Benediktinerordens forderte.
Die zunehmende Verweltlichung des Ordenslebens und
die Abhängigkeit der Klöster von weltlichen
Herrschern waren die wesentlichen Kritikpunkte der
Kluniazenser. Im 11. Jahrhundert war Cluny am Höhepunkt
seiner Macht angelangt, mehrere Päpste entstammten
diesem Kloster, sowohl die Grundlagen der Kirchenreform
als auch die Idee der Kreuzzüge in das
Heilige Land wurden hier stark geprägt. Mit der
wachsenden Macht und dem Reichtum des Klosters beginnt
auch hier die Abkehr von der ursprünglichen geistigen
Grundlage, nicht gerade im Sinne der Ordensregel dürfte
der Bau einer Kirche gewesen sein, die sowohl an Größe
als auch an Prunk nicht ihresgleichen in Europa hatte.
Ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts verliert
Cluny zunehmend an Ansehen. Während der französichen
Revolution wurde das Kloster zum Abriß freigegeben,
so daß von der Kirche nur noch einige Reste zu
bewundern sind.
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  In der
Zeit vom 10. bis zum 11. Jahrhundert wurde die Klosterkirche
von Cluny in mehreren Phasen umgebaut, wobei Cluny auch
in der Architektur Vorbildfunktion für andere
Kirchenbauten hatte. Die ursprüngliche Kirche wird
als Cluny I bezeichnet, es folgte im Jahre 981 die Weihung
eines Neubaus (Cluny II), der durch seine Schlichtheit
beeindruckte. Der Bau war im burgundischen Stil
gehalten, der von respektvollen Anlehnungen an die
römischen Ruinen des Burgunds geprägt ist
(z.B. antikisierende Rundsäulen). War Cluny II
ungefähr 60m lang, so wurde der nächste
Neubau (Cluny III) insgesamt mehr als 150m lang. Dieser wurde
1089 begonnen und besaß zwei Querschiffe, später
wurde noch eine Vorkirche hinzugefügt.
Bernhard von Clairvaux kritisiert in einer
Schrift (Apologeia XII, 28) sowohl die Ausstattung mit
sehr viel Gold als auch die Plastiken von wilden Affen und
Löwen (siehe auch die Streitgespräche um die
Miniaturenmalerei in Umberto Ecos "Name der Rose")
und endet mit dem Ausruf: Wenn man sich schon nicht der
Albernheiten schämt, warum reuen einen nicht
wenigstens die Kosten?
Von der Abtei sind noch einige Gebäude erhalten, von
der Kirche selbst existiert nur noch der südliche Arm
des Hauptquerschiffs. Der Grundriß der Kirche
läßt sich aber noch sehr gut nachvollziehen,
der Blick über den jetzt freien Platz ist noch ziemlich
beeindruckend. Die Stadt selbst ist nach wie vor sehenswert,
sie ist malerisch und besitzt viel alte Bausubstanz.
Insbesondere an Markttagen herrscht hier eine wundervolle
Atmosphäre.
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Literatur:
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Cluny - Licht der Welt. Joachim Wollasch. Patmos Verlag,
2001. ISBN: 3-491-69035-8.
Führer durch die Historie der Abtei von Cluny,
Beschreibung der politischen und historischen Entwicklung
ebenso wie der einzelnen Bauphasen des Klosters.
Die romanischen Westbauten in Burgund und Cluny - Untersuchungen
zur Funktion einer Bauform. Kristina Krüger.
Gebr. Mann Verlag, Berlin, 2003. ISBN: 3-7861-1812-4.
Dissertation über die Funktion der Vorkirche von Cluny.
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Links:
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Im Rahmen eines ArGe-Projektes wurden die Bauphasen Cluny I und
Cluny II in einer Computer-Animation der Kirche visualisiert.
Weitere Beschreibungen der Bauobjekte in Cluny gibt
es in der ARCHinform Datenbank.
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Anregungen, Lob & Kritik nehme ich gerne entgegen.
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