|
|
|
Wien ist die Hauptstadt der k.u.k. Monarchie, das
Zentrum der Habsburger Monarchie, der Wirkungsort
von Beethoven und Mozart, die Heimat des Walzers,
und und und... So ist es auch kaum verwunderlich,
eine schier unglaubliche Menge prächtiger,
machtvoller Gebäude vorzufinden. Zum Ende
der Donau-Monarchie hat der Jugendstil viele
herausragender Zeugnisse hinterlassen und auch
die austromarxistische Zeit hat sich in Wien
mit großen Wohnbauten verewigt.
|
|
|
|
Kirche am Steinhof:
|
|
  Als Anfang des
20. Jahrhunderts die "Niederösterreichische
Landesirrenanstalt" gebaut wurde, erhielt diese
auch eine eigene Kirche, die von Otto Wagner gestaltet
wurde. Die sehr konsequente Umsetzung eines puristischen
Jugendstils wäre wohl im Zentrum Wiens nicht möglich
gewesen, auch so war die Kirche Gegenstand heftiger
Kontroversen in der ganzen Stadt. Das Gebäude ist
nach Norden ausgerichtet und befindet sich am höchsten
Punkt des Areals. Typisch für Wagner ist die Befestigung
der Außenverkleidung aus weißem Carrara-Marmor
mit sichtbaren Metallnieten. Die große Kuppel
des Baus besteht aus Kupfer, die Köpfe der einzelnen
Kupferplatten sind vergoldet, so daß ein gold-grüner
Schimmer auf der Kuppel zu liegen scheint. Im Inneren wurden
praktische Aspekte mit künstlerischen Ambitionen
verknüpft. So sind z.B. die Sitzbänke der Kirche
ohne scharfe Kanten, um die Verletzungsgefahr der
Patienten gering zu halten. Der Kirchenboden ist leicht
zum Altar hin geneigt (Höhenunterschied 26cm)
und leicht zu reinigen, die Weihwasserschalen am Eingang
besitzen nur Tropfhähne, in den Schalen steht kein
Wasser, so daß eine Keimübertragung
vermieden wird. Trotz dieser Maßnahmen
stellt sich der Innenraum als reines Kunstwerk des
Jugendstils dar. Der Altar wird von einem Mosaik gekürt,
das die gesamte Nordwand der Kirche einnimmt. Hier ist
die Wiederaufnahme ins Paradies gezeigt, Jesus steht im
Mittelpunkt der zu ihm strebenden Heiligen. Interessant sind
die unterschiedlichen Techniken des Mosaiks, es heben
sich die flächigen Heiligenscheine aus vergoldetem
Blech deutlich ab von den übrigen kleinen Steinchen.
Sehenswert sind auch die Glasfenster aus der Hand von
Koloman Moser, der die Barmherzigkeit zum ikonografischen
Thema der Bilder machte. Der derzeitige schlechte
bauliche Zustand wird in einer großen Renovierungsaktion
behoben, in deren Rahmen die Kirche von etwa 2004 an
z.T. auch vollständig geschlossen sein wird. Die
erneute Einweihung wird zum hundertjährigen Bestehen
der Kirche 2007 stattfinden.
|
|
|
Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus:
|
|
Im Zentrum des 1874
eingeweihten Zentralfriedhofes von Wien wurde von 1908 bis 1911
diese Jugendstilkriche erbaut. Der Entwurf stammt aus der Hand
von Max Hegele. Der Bau besitzt den Grundriß eines
griechischen Kreuzes, er ist nach Süden ausgerichtet
(und weicht damit ebenso von der normalen Ostausrichtung
ab wie Otto Wagners Kirche
am Steinhof). Die drei Zugänge zur Kirche
bilden jeweils große Freitreppen, über dem Haupteingang
sind bekrönte Wappen und kranztragende Engel zu sehen.
Die Seiteneingänge werden von ausdrucksvollen Statuen
der vier Evangelisten geziert. Die große Kuppel
ist mit Kupfer gedeckt, ihr Innendurchmesser beträgt
22.7m, das Gewölbe der Kirche liegt in 40m Höhe.
 Bei den Renovierungsarbeiten der Kirche von 1995 bis 2000
wurde das originale Mosaik der Innenkuppel in einem
aufwendigen Verfahren wieder hergestellt, bei der
Nachkriegsrenovierung von 1952 war nur eine einfache Malerei
aufgebracht worden. Das Mosaik besteht aus etwa 21000 Einzelteilen
und zeigt exakt 999 Sterne. Auch die anderen Mosaiken, Gemälde,
die Glasfenster und die Fliesen des Fußbodens wurden
originalgetreu restauriert, so daß sich die Kirche fast im
Eröffnungszustand von 1911 befindet. Nicht versäumen
sollte man die Fahrt mit dem gut integrierten Fahrstuhl zur
Empore und in die Unterkirche, in der sich die Grablege
des früheren Bürgermeisters von Wien, Dr. Karl
Lueger, befindet.
|
|
|
Jesuitenkirche:
|
|
Die Jesuitenkirche
von Wien ist ein Bauwerk im frühbarocken Stil, das von
einem unbekannten Baumeister erbaut wurde. Das Vorbild für
diesen Bau ist, wie dies bei Jesuitenkirchen dieser Zeit oft
der Fall ist, Il Gesú in Rom (von Giacomo Barozzi da Vignola).
Von 1703 bis 1707 wurde insbesondere der Innenraum von Andrea
Pozzo, einem aus Südtirol stammenden Jesuitenpater,
umgestaltet. Aus seiner Hand stammen die
Trompe-l'œil Malerei einer Kuppel und die reich
verzierte Kanzel, die sich an einem Pfeiler befindet, durch den
auch der Zugang zur Kanzel führt.
Die Kirche wird oft auch als Universitätskirche
bezeichnet, da sie nicht nur die räumliche
Nähe mit der Universität verbindet:
Im Zuge der katholischen Gegenreformation,
die insbesondere vom Jesuitenorden getragen wurde, wurde
von Ferdinand II. den Jesuiten der Lehrstuhl für
Theologie und Philosphie zugesprochen, den diese bis
1723 innehatten.
|
|
|
Karl-Marx-Hof:
|
|
 In der sog.
Austromarxistischen Zeit Wiens (von 1919 bis 1934) von einer
sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung regiert. Nachdem eine
umfangreiche Wohnungszählung von 1917 ein unbeschreibliches
Wohnungselend der Arbeiter aufgezeigt hatte (z.B. besaßen
92% der Wohnungen kein eigenes Klosett, 95% keine eigene
Wasserleitung, Häuser mit 85% Grundverbauung, dabei
z.T. fensterlose Räume), wurde durch weitreichende
politische Veränderungen die Grundlage für ein
enormes Wohnungsbauprogramm gelegt. Weit über 200
Wohnanlagen mit 72000 Wohnungen werden errichtet.
Der Prototyp eines repräsentativen proletarischen
Baus ist der Karl-Marx-Hof, der als axialer Riesenblock
auf einem 156000 m² großen Grundstück
errichtet wurde. Er bildet eine 1km lange Nord-Süd-Achse
mit 1400 Wohnungen, riesige Innenhöfe mit Grünanlagen
liefern sowohl Licht für die Wohnungen als auch
Freizeitmöglichkeiten. Nur etwa 23% der Gesamtfläche
wurde bebaut. Der Entwurf für diese Siedlung stammt
aus der Hand von Karl Ehn, einem Schüler von Otto Wagner,
erbaut wurde der Hof von 1927 bis 1930.
 Der Karl-Marx-Hof
ist durchaus ein Vorzeigeobjekt seiner Zeit, wie die
Art-Deco-Gestaltung der Fassaden insbesondere im mittleren
Teil zeigt. Hier wurden große Torbögen mit
16m Breite geschaffen, die den Durchweg vom Bahnhof zum
Fußballstadion ermöglichten. Über den
Bögen befinden sich zeitgemäße,
überlebensgroße Figuren, die von Joseph Riedl
geschaffen wurden. Die Wohnungen sind für heutige
Maßstäbe nicht sehr komfortabel, die größten
Einheiten sind 3-Zimmer-Wohnungen bei 60m², trotz
sieben Stockwerken gibt es keinen Fahrstuhl. Im Verhältnis
zur Wohnungslage von 1917 stellen sie jedoch einen gewaltigen
Fortschritt dar, lag doch die Durchschnittsgröße
einer Arbeiterwohnung bei 20m².
|
|
|
Karlskirche:
|
|
  Die Karlskirche
wurde von 1716 bis 1725 nach dem Entwurf von Johann Bernhard
Fischer von Erlach errichtet. Sie stellt eine typische
Bauform des Barocks dar, wobei das Motiv einer Kuppel inmitten
von zwei seitlichen Fassadentürmen bereits von Bernini
für den Petersdom geplant war, jedoch nicht ausgeführt
wurde. Die Kuppel der Karlskirche ist elliptisch, der Vorraum
auf der einen Seite und der Langchor auf der anderen bilden
die Hauptachse der Kirche. Die Kirche ist nicht nach den
Himmelsrichtungen ausgerichtet. Die zwei vor der Fassade
befindlichen, merkwürdig anmutenden Säulen
sind der Trajansäule in Rom nachempfunden, sie
symbolisieren den kaiserlichen Anspruch Österreichs.
Im Inneren wird durch das Fehlen eines Kirchenschiffs
und die relativ sparsame Ornamentik die Aufmerksamkeit
auf die ovale Kuppel gelenkt, die von Johann Michael
Rottmayr mit Fresken ausgemalt wurde.
|
|
|
St. Maria am Gestade:
|
|
Die im 12. Jahrhundert
erbaute Kirche "St. Maria auf der G'stettn" wurde
im 14. Jahrhundert durch einen hohen, schmalen Bau der Gotik
ersetzt. Die Fassade des Westportals ist 33m hoch und nur
9.7m breit. Interessant ist der sechseckige Steinbaldachin
und die darunter befindlichen Relieffiguren (beides etwa aus
dem Jahr 1410). Der auf der Südseite gelegene siebeneckige
Turm besitzt einen sehr schönen Steinhelm, insgesamt
ist er eines der besten Exemplare gotischer Gestaltung
in Wien. Im Inneren fällt die ungewohnte Aufteilung
auf, Chor und Langhaus besitzen die gleiche Länge.
|
|
|
St. Michael:
|
|
Der ursprüngliche
Bau von St. Michael geht vermutlich auf das Jahr 1251 zurück.
Nach dem großen Brand von 1276 erfolgte ein Wiederaufbau
der Kirche, von 1350 bis 1416 erfolgten weitere Anbauten,
insbesondere der Bau der drei Chöre. St. Michael ist
eine dreischiffige Pfeilerbasilika, in deren Bestand noch
zahlreiche romanische und gotische Teile zu finden sind,
die jedoch im inneren großteils im Stil des Barock
umgestaltet wurde. Die Westfassade ist klassizistisch
gehalten, sie wurde 1792 von Ernest Koch gestaltet.
Der Turm wurde 1327 zweigeschossig aufgebaut und nach
einem Einsturz 1590 auf die heutige Höhe erweitert.
Über dem Portal befindet sich eine Figurengruppe,
die gemäß des Namenspatrons der Kirche den
Erzengel Michael in seinem Sieg über Lizifer zeigt.
Die Ausführung ist barock, die Figurengruppe ist fast vier
Meter hoch.
Im Inneren der Kirche fällt sofort der Engelsturz
ins Auge, eine überwältigende Figurengruppe
oberhalb des Hochaltars, die 1782 von Karl Georg Merville
geschaffen wurde. Eine beachtliche Anzahl von Altären
in den Seitenkapellen des Langhauses zeigt die reiche
Fülle der ursprünglichen Kirchenausstattungen,
die Kapellen sind jeweils im Stile ihrer Zeit gehalten
und geben daher einen Überblick über die
Entwicklung der Hochgotik über die Renaissance zum
Barock.
Führungen ermöglichen den Zugang zur Gruft
der Kirche, die sich unterhalb der gesamten Kirche
befindet. Hierbei kann man zunächst auch das
spätromanische Querhausportal in der Nordwand
betrachten, das 1988 freigelegt und restauriert wurde.
Die Gruft selbst besteht aus einzelnen Räumen, die
i.d.R. von reichen Familien benutzt wurden. Die Särge
wurden von oben durch den Kirchenboden herabgelassen,
so daß sich im Laufe der Jahrhunderte ganze
Stapel bildeten. Die zerfallenen Särge
mit den herumliegenden Gebeinen wurden jeweils mit einer
Schicht aus Sand und Lehm überdeckt, um wieder
einen geraden Untergrund für weitere Bestattungen
zu erhalten. Seit dem Bau der Gruft in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zur Schließung
der Gruft 1783 wurden hier etwa 4000 Tote begraben.
Einige Särge sind geöffnet und zeigen gut
erhaltene Leichen, die durch die klimatischen Verhältnisse
in der Gruft mumifiziert wurden.
|
|
|
Minoritenkirche:
|
|
  Die Minoriten,
die auf Wunsche des Herzogs Leopold 1219 nach Wien
kamen, nutzten zunächst die bereits bestehende
Kapelle der heiligen Katharina. Nach einem großen
Brand von 1275 und nicht zuletzt auf Grund der stetig
steigenden Anzahl der Minoritenbrüder in Wien
wurde die heutige Minoritenkirche erbaut.
Architekt der Kirche, die von 1276 bis 1350 erbaut wurde,
ist vermutlich der Minoritenbruder Jacobus von Paris,
der Einfluß französischer Gotik ist am
Hauptportal am deutlichsten sichtbar. Der Außenbau
weist eine wuchtige, 54m hohe Fassade auf, die an
wesentlichen Stellen asymmetrisch gestaltet wurde. So
gibt es nur auf einer Seite der Hauptfassade einen kleinen
Glockenturm, die Apsiden sind sehr unterschiedlich
gestaltet, nicht zuletzt sind sie unterschiedlich hoch.
Der Turm der Kirche ist achteckig, 65m hoch und hat
bei einem Angriff der Türken sein ursprüngliches
Dach verloren. Am rechten Seitenportal sind noch die
Spuren der Reformation zu sehen, die Gesichter des
heiligen Franziskus und Jesus wurden zur Zeit der Besetzung
durch die Protestanten (1559 bis 1620) abgeschlagen.
Im Inneren zeigt sich auf Grund des unregelmäßigen
Äußeren der Kirche überraschenderweise ein
nahezu quadratische Grundriß, die Kirche ist
eine dreischiffige Hallenkirche. Verborgen durch das
Gewölbe bleibt, daß die Pfeiler sich noch
weiter nach oben fortsetzen und sich somit
über dem Gewölbe noch eine Oberkirche befindet,
die jedoch nicht genutzt wird. Zu den bekanntesten
Kunstwerken Wiens gehört das große Mosaik,
das eine Reproduktion von Leonardo da Vincis Fresko
"Das letzte Abendmahl" ist. Sie wurde
auf Anweisung von Napoleon durch Giacomo Raffaelli
ausgeführt, da sich das Original in Mailand nicht
von der Wand entfernen und somit nicht rauben ließ.
|
|
|
Palmenhaus:
|
|
 Das ausgehende
19. Jahrhundert ist der Zeitraum der Entwicklung der
großen Stahlkonstruktionen. Lieferte Gustave
Eiffel mit dem Turm der Weltausstellung in Paris das
bekannteste Zeugnis dieser Entwicklung, so war bereits
das große Gewächshaus der Weltausstellung
in London, der sog. Kristallpalast (1851 von Paxton),
ein Vorbild für die damalige Zeit.
In Anlehnung an das Gewächshaus der Kew-Gardens
in London wurde von 1880 bis 1882 das Palmenhaus im
Garten von Schloß Schönbrunn errichtet.
Die Formgebung des Baus, der sich in einer geschwungenen
Linie, ohne eine Grenze zwischen Wand und Dach, emporwölbt,
galt bereits zur Bauzeit als bahnbrechend. Heute ist das
Palmenhaus das größte seiner Art auf dem
europäischen Kontinent, es ist 111m lang, 28m
breit und 25m hoch. Nach Bombentreffern im zweiten
Weltkrieg erfolgte eine Renovierung mit z.T. minderwertigen
Materialien, in den 1970ern wurden die Rostschäden
bedrohlich, die zunehmende Blindheit der Verglasung
reduzierte die Helligkeit auf 10% des Lichteinfalls.
Umfangreiche Renovierungasarbeiten von 1986 bis 1990
haben den ursprünglichen Zustand wieder hergestellt,
einige technische Neuerungen (z.B. die Lüftung, Heizung
und die Bewässerungsanlage) wurden integriert.
Das Palmenhaus zeigt in seinen drei abgeteilten Bereichen
(eine Haupthalle und links und rechts eine Nebenhalle)
jeweils Pflanzen unterschiedlicher Klimazonen, eine
Vielzahl an Pflanzen aus allen Kontinenten wird ausgestellt.
Beachtlich sind die riesigen Palmen in der Haupthalle,
die größeren Exemplare haben ein Alter von
ungefähr 120 Jahren.
|
|
|
Secessionsgebäude:
|
|
  Die
Sezession genannte Vereinigung Bildender Künstler
Österreichs wurde 1897 ins Leben gerufen, ihr
Beweggrund ist eine Abkehr von den traditionellen
Künstlerverbänden und deren konservativer
Kunst. Das Gebäude der Secession in Wien
wurde 1898 als Gegenpol zum naheliegenden Künstlerhaus
geschaffen und ist das Ausstellungsgebäude der
Künstler der Sezession. Architekt ist Joseph
Maria Olbrich, einer der Mitbegründer der Secession
in Wien. Die Kuppel des Gebäudes besteht aus etwa
3000 vergoldeten, schmiedeeisernen Lorbeerblättern,
der Innenraum wird durch ein riesiges Oberlicht
gleichmäßig erhellt. Dies ermöglicht
auch, die Trennwände im Inneren des Gebäudes
zu verschieben ohne auf die Beleuchtung Rücksicht
nehmen zu müssen. Die Reliefs der Fassade verweisen
auf den künstlerischen Zweck des Gebäudes,
der Schriftzug über dem Portal zeigt das
Motto der Sezession: "Der Zeit ihre Kunst - der Kunst
ihre Freiheit". Im Keller des Hauses befindet sich
der 1902 von Gustav Klimt geschaffenen Beethovenfries,
ein 34m langes Kunstwerk, das anläßlich der
14. Ausstellung der Secession enstanden ist. Der Fries
versinnbildlicht die 9. Symphonie Beethovens in drei
großen Abschnitten.
|
|
|
Stephansdom:
|
|
 Der Stephansdom ist
eine der großen gotischen Kathedralen Europas, er wurde
um 1200 begonnen, beim Brand von 1258 offensichtlich wieder
beschädigt, so daß nur die Westfassade vom
ursprünglichen Dombau erhalten blieb. Die Chorhalle wurde
1304 gestiftet und 1330 vollendet, der Südturm wird
von 1417 bis 1433 endgültig fertiggestellt. Dieser Turm
ist einer der wenigen großen gotischen Türme, die
bereits im Mittelalter vollendet wurden, er bietet trotz einiger
Planänderungen während der Bauzeit ein sehr
geschlossenes Gesamtbild. Die Errichtung des Dachstuhles wird
1440 abgeschlossen, die Einwölbung des Langhauses
erfolgt 1446. Trotz dieser langen Bauzeit gilt die
Dombauhütte Wiens zu dieser Zeit als eine sehr bedeutende
(Erwähnung auf dem Regensburger Bauhüttentag 1459).
Der Bau eines Nordturmes wird jedoch 1511 eingestellt, der
Turm bleibt unvollendet. Im 18. Jahrhundert erfolgt eine
teilweise Barockisierung des Innenraums sowie der Bau der
Katakomben unter dem Dom. Ab dem 19. Jahrhundert sind fortlaufend
Restaurationsarbeiten notwendig. 1945 brennt es im Dom,
so daß ein Teil der Innenausstattung verbrennt, z.B.
das Chorgestühl und das barocke Gehäuse der Orgel.
Die neue Orgel wurde 1991 geweiht.
  Der Dom ist dreischiffig
ausgeführt, in gotischer Zeit wurden weitere Kapellen
seitlich angebaut. Auf der Südseite des Doms steht
ein Modell aus Bronze (2002 von Walter Hutz), das die
Gestalt des Domes veranschaulicht, da über den relativ
kleinen Stephansplatz keine umfassende Ansicht auf die Kirche
möglich ist. Links vom Hauptportal des Doms, dem sog. Riesentor,
befinden sich zwei Metallstangen, die als Eichmaß
die Elle und den Doppelfuß in Wien normten. Im
Innenraum des Doms ist die berühmte Kanzel aus der Hand
von Anton Pilgram zu sehen, der sich selbst auch am Fuße
der Kanzel in Form eines Fensterguckers darstellte.
Ein weiteres Meisterwerk stellt das Grabmal Friedrichs III
in der Apostelchorkapelle dar, das 1467 von Niclaes Gerhaert
van Leyden entworfen
wurde. Unter dem Dom befinden sich große Katakomben,
in denen in zwei Jahrhunderten etwa 16000 Tote beigesetzt wurden.
Hier stehen auch die Urnen mit den Eingeweiden der
kaiserlichen Familie.
|
|
|
Votivkirche:
|
|
 Die Votivkirche
macht auf den ersten Blick den Eindruck einer hochgotischen
Kathedraledes 14. Jahrhunderts. Sie ist jedoch ein
neugotisches Werk, entstanden zwischen 1856 und 1879.
Die Kirche ist Kaiser Franz-Joseph gewidmet, der 1853 einem
Attentat entkommen war. Der Entwurf stammt von Heinrich von
Festel, der zu diesem Zeitpunkt erst 26 Jahre alt war.
Er ist eine Anlehnung an die französische Gotik,
zeigt im Inneren jedoch eher deutsche und italienische
Anklänge. Die Votivkirche besitzt eine Doppelturmfassade,
die Turmhelme sind durchbrochen. Außen wird das
Gewölbe von zweistufigen Strebepfeilern gestützt,
ein reiches Maßwerk ziert die Kirche.
Das Langhaus ist dreischiffig, links und rechts schließen
sich jeweils kleine Kapellen an. Die Decken des Hauptschiffes
sind mit Fresken bemalt, die den Stammbaum Jesu zeigen.
Der Chor besitzt einen großen Chorumlauf mit Kapellenkranz.
Deutlich älter als die Kirche ist das Grabmal von
Graf Niklas von Salm, der 1529 den Angriff der Türken
auf Wien abwehrte, jedoch an seinen Wunden im folgenden
Jahr verstarb. Das Grabmal mit der Liegestatue wurde 1530
von Loy Hering geschaffen.
|
|
|
Werkbundsiedlung:
|
|
  Im 13. Bezirk
(Hietzing) befindet sich eine Musterhaussiedlung
des Wiener Werbundes. Dieser gründete auf der
englischen "Arts and Crafts" Bewegung,
bezog jedoch auch die industrielle Serienfertigung
in seine Konzepte mit ein. Die hier gebauten Häuser
sind daher nicht zuletzt die direkten Prototypen
vieler heutiger Bauweisen, der rechte Winkel ist hier
bis auf wenige Ausnahmen zum universellen Konzept
geworden. Die Siedlung in Wien wurde 1932 erbaut,
sie liegt im Straßenwinkel von Veitingergasse und
Jagdschloßgasse.
Im Vergleich zu den riesigen Wohnungsbauprojekten
der austromarxistischen Verwaltung (siehe z.B.
Karl-Marx-Hof) ist dieses ein sehr modernes
Projekt mit nur 70 Wohnungen, das von Joseph Frank
geleitet wurde. Die einzelnen Häuser wurden
jeweils von verschiedenen Architekten gestaltet,
eine internationale Besetzung ging hier an den
Start, z.B. Adolf Loos, Josef Hoffmann & Oscar
Strnad (Österreich), Hugo Häring (Deutschland),
Richard Joseph Neutra (USA),
Gerrit Rietveld (Niederlande) und André
Lurçat und Gabriel Guévrékian
(Frankreich). Am Eingang zur Jagicgasse gibt es einen
Übersichtsplan der Siedlung, die heute noch
bewohnt ist.
|
|
|
Wotruba-Kirche (Kirche Zur Heiligsten
Dreifaltigkeit):
|
|
   Von Fritz Wotruba
stammt der Entwurf einer außergewöhnlichen Kirche,
die im Südwesten Wiens im Ort Mauer gelegen ist.
Wotrubas Profession ist die Bildhauerei, 1945 bis 1975 war
er Professor an der Akademie der Künste und Leiter
der Meisterschule für Bildhauerei in Wien. Sein
Modell einer Kirche entspricht keiner historischen Wurzel des
Kirchenbaus, kein Turm, keine Kuppel, keine Säulen,
152 große, unregelmäßige Quader bilden
das archaische Grundelement des Bauwerks. Der Bau fügt
sich ähnlich einem steinzeitlichen Hünengrab
in die natürliche Umgebung ein, trotz oder
wegen des verwendeten Materials: Beton. Der Innenraum bietet
250 Menschen Platz und ist erstaunlich hell. Auch das
Interieur stammt aus der Hand Wotrubas, ein wuchtiger Altar
steht in der Mitte des Raumes. Das große Bronzekreuz
ist eine Nachbildung eines Originals von Wotruba in der
Kirche vom Schloß Bruchsaal in Baden-Württemberg,
da Wotruba bereits vor der Fertigstellung der Kirche
im August 1975 verstarb. Die Kirche wurde 1974 begonnen und
1976 fertiggestellt.
|
|
|
Literatur:
|
|
Otto Wagners Kirche am Steinhof. Elisabeth Koller-Glück.
Edition Tusch, ISBN: 3-85063-157-5.
Die Wiener Minoritenkirche. P. Giovanni Giuliani.
Druck Villaggio Grafica, Noventa Padovana, Italien, 2000.
Der Wiener Stephansdom. Verlag Schnell & Steiner GmbH,
Regensburg, 10. Auflage 2003. ISBN: 3-7954-5308-9.
The Votive Church in Vienna. Kunstverlag Hofstetter,
Ried im Innkreis, 1990.
Kirche "Zur heiligen Dreifaltigkeit".
Fritz Wotruba. Erker Verlag, St. Gallen, Schweiz.
2. Auflage 1986.
Michelin Reiseführer Wien. Michelin Reifenwerke KGaA,
Karlsruhe, 1997. ISBN: 2-06-250901-4.
|
Links:
|
|
Einige Bilder der Kirche am Steinhof, die noch vor
Beginn der Restauration aufgenommen wurden, finden
sich hier.
|
|
|
|
|
Anregungen, Lob & Kritik nehme ich gerne entgegen.
|
|