Modified: 04.07.2004

Wien ist die Hauptstadt der k.u.k. Monarchie, das Zentrum der Habsburger Monarchie, der Wirkungsort von Beethoven und Mozart, die Heimat des Walzers, und und und... So ist es auch kaum verwunderlich, eine schier unglaubliche Menge prächtiger, machtvoller Gebäude vorzufinden. Zum Ende der Donau-Monarchie hat der Jugendstil viele herausragender Zeugnisse hinterlassen und auch die austromarxistische Zeit hat sich in Wien mit großen Wohnbauten verewigt.

 

 
Kirche am Steinhof:
 

Als Anfang des 20. Jahrhunderts die "Niederösterreichische Landesirrenanstalt" gebaut wurde, erhielt diese auch eine eigene Kirche, die von Otto Wagner gestaltet wurde. Die sehr konsequente Umsetzung eines puristischen Jugendstils wäre wohl im Zentrum Wiens nicht möglich gewesen, auch so war die Kirche Gegenstand heftiger Kontroversen in der ganzen Stadt. Das Gebäude ist nach Norden ausgerichtet und befindet sich am höchsten Punkt des Areals. Typisch für Wagner ist die Befestigung der Außenverkleidung aus weißem Carrara-Marmor mit sichtbaren Metallnieten. Die große Kuppel des Baus besteht aus Kupfer, die Köpfe der einzelnen Kupferplatten sind vergoldet, so daß ein gold-grüner Schimmer auf der Kuppel zu liegen scheint. Im Inneren wurden praktische Aspekte mit künstlerischen Ambitionen verknüpft. So sind z.B. die Sitzbänke der Kirche ohne scharfe Kanten, um die Verletzungsgefahr der Patienten gering zu halten. Der Kirchenboden ist leicht zum Altar hin geneigt (Höhenunterschied 26cm) und leicht zu reinigen, die Weihwasserschalen am Eingang besitzen nur Tropfhähne, in den Schalen steht kein Wasser, so daß eine Keimübertragung vermieden wird. Trotz dieser Maßnahmen stellt sich der Innenraum als reines Kunstwerk des Jugendstils dar. Der Altar wird von einem Mosaik gekürt, das die gesamte Nordwand der Kirche einnimmt. Hier ist die Wiederaufnahme ins Paradies gezeigt, Jesus steht im Mittelpunkt der zu ihm strebenden Heiligen. Interessant sind die unterschiedlichen Techniken des Mosaiks, es heben sich die flächigen Heiligenscheine aus vergoldetem Blech deutlich ab von den übrigen kleinen Steinchen. Sehenswert sind auch die Glasfenster aus der Hand von Koloman Moser, der die Barmherzigkeit zum ikonografischen Thema der Bilder machte. Der derzeitige schlechte bauliche Zustand wird in einer großen Renovierungsaktion behoben, in deren Rahmen die Kirche von etwa 2004 an z.T. auch vollständig geschlossen sein wird. Die erneute Einweihung wird zum hundertjährigen Bestehen der Kirche 2007 stattfinden.


 
Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus:
 

Im Zentrum des 1874 eingeweihten Zentralfriedhofes von Wien wurde von 1908 bis 1911 diese Jugendstilkriche erbaut. Der Entwurf stammt aus der Hand von Max Hegele. Der Bau besitzt den Grundriß eines griechischen Kreuzes, er ist nach Süden ausgerichtet (und weicht damit ebenso von der normalen Ostausrichtung ab wie Otto Wagners  Kirche   am Steinhof). Die drei Zugänge zur Kirche bilden jeweils große Freitreppen, über dem Haupteingang sind bekrönte Wappen und kranztragende Engel zu sehen. Die Seiteneingänge werden von ausdrucksvollen Statuen der vier Evangelisten geziert. Die große Kuppel ist mit Kupfer gedeckt, ihr Innendurchmesser beträgt 22.7m, das Gewölbe der Kirche liegt in 40m Höhe.

Bei den Renovierungsarbeiten der Kirche von 1995 bis 2000 wurde das originale Mosaik der Innenkuppel in einem aufwendigen Verfahren wieder hergestellt, bei der Nachkriegsrenovierung von 1952 war nur eine einfache Malerei aufgebracht worden. Das Mosaik besteht aus etwa 21000 Einzelteilen und zeigt exakt 999 Sterne. Auch die anderen Mosaiken, Gemälde, die Glasfenster und die Fliesen des Fußbodens wurden originalgetreu restauriert, so daß sich die Kirche fast im Eröffnungszustand von 1911 befindet. Nicht versäumen sollte man die Fahrt mit dem gut integrierten Fahrstuhl zur Empore und in die Unterkirche, in der sich die Grablege des früheren Bürgermeisters von Wien, Dr. Karl Lueger, befindet.


 
Jesuitenkirche:
 

Die Jesuitenkirche von Wien ist ein Bauwerk im frühbarocken Stil, das von einem unbekannten Baumeister erbaut wurde. Das Vorbild für diesen Bau ist, wie dies bei Jesuitenkirchen dieser Zeit oft der Fall ist, Il Gesú in Rom (von Giacomo Barozzi da Vignola). Von 1703 bis 1707 wurde insbesondere der Innenraum von Andrea Pozzo, einem aus Südtirol stammenden Jesuitenpater, umgestaltet. Aus seiner Hand stammen die Trompe-l'œil Malerei einer Kuppel und die reich verzierte Kanzel, die sich an einem Pfeiler befindet, durch den auch der Zugang zur Kanzel führt. Die Kirche wird oft auch als Universitätskirche bezeichnet, da sie nicht nur die räumliche Nähe mit der Universität verbindet: Im Zuge der katholischen Gegenreformation, die insbesondere vom Jesuitenorden getragen wurde, wurde von Ferdinand II. den Jesuiten der Lehrstuhl für Theologie und Philosphie zugesprochen, den diese bis 1723 innehatten.


 
Karl-Marx-Hof:
 

In der sog. Austromarxistischen Zeit Wiens (von 1919 bis 1934) von einer sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung regiert. Nachdem eine umfangreiche Wohnungszählung von 1917 ein unbeschreibliches Wohnungselend der Arbeiter aufgezeigt hatte (z.B. besaßen 92% der Wohnungen kein eigenes Klosett, 95% keine eigene Wasserleitung, Häuser mit 85% Grundverbauung, dabei z.T. fensterlose Räume), wurde durch weitreichende politische Veränderungen die Grundlage für ein enormes Wohnungsbauprogramm gelegt. Weit über 200 Wohnanlagen mit 72000 Wohnungen werden errichtet. Der Prototyp eines repräsentativen proletarischen Baus ist der Karl-Marx-Hof, der als axialer Riesenblock auf einem 156000 m² großen Grundstück errichtet wurde. Er bildet eine 1km lange Nord-Süd-Achse mit 1400 Wohnungen, riesige Innenhöfe mit Grünanlagen liefern sowohl Licht für die Wohnungen als auch Freizeitmöglichkeiten. Nur etwa 23% der Gesamtfläche wurde bebaut. Der Entwurf für diese Siedlung stammt aus der Hand von Karl Ehn, einem Schüler von Otto Wagner, erbaut wurde der Hof von 1927 bis 1930.

Der Karl-Marx-Hof ist durchaus ein Vorzeigeobjekt seiner Zeit, wie die Art-Deco-Gestaltung der Fassaden insbesondere im mittleren Teil zeigt. Hier wurden große Torbögen mit 16m Breite geschaffen, die den Durchweg vom Bahnhof zum Fußballstadion ermöglichten. Über den Bögen befinden sich zeitgemäße, überlebensgroße Figuren, die von Joseph Riedl geschaffen wurden. Die Wohnungen sind für heutige Maßstäbe nicht sehr komfortabel, die größten Einheiten sind 3-Zimmer-Wohnungen bei 60m², trotz sieben Stockwerken gibt es keinen Fahrstuhl. Im Verhältnis zur Wohnungslage von 1917 stellen sie jedoch einen gewaltigen Fortschritt dar, lag doch die Durchschnittsgröße einer Arbeiterwohnung bei 20m².


 
Karlskirche:
 

Die Karlskirche wurde von 1716 bis 1725 nach dem Entwurf von Johann Bernhard Fischer von Erlach errichtet. Sie stellt eine typische Bauform des Barocks dar, wobei das Motiv einer Kuppel inmitten von zwei seitlichen Fassadentürmen bereits von Bernini für den Petersdom geplant war, jedoch nicht ausgeführt wurde. Die Kuppel der Karlskirche ist elliptisch, der Vorraum auf der einen Seite und der Langchor auf der anderen bilden die Hauptachse der Kirche. Die Kirche ist nicht nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Die zwei vor der Fassade befindlichen, merkwürdig anmutenden Säulen sind der Trajansäule in Rom nachempfunden, sie symbolisieren den kaiserlichen Anspruch Österreichs. Im Inneren wird durch das Fehlen eines Kirchenschiffs und die relativ sparsame Ornamentik die Aufmerksamkeit auf die ovale Kuppel gelenkt, die von Johann Michael Rottmayr mit Fresken ausgemalt wurde.


 
St. Maria am Gestade:
 

Die im 12. Jahrhundert erbaute Kirche "St. Maria auf der G'stettn" wurde im 14. Jahrhundert durch einen hohen, schmalen Bau der Gotik ersetzt. Die Fassade des Westportals ist 33m hoch und nur 9.7m breit. Interessant ist der sechseckige Steinbaldachin und die darunter befindlichen Relieffiguren (beides etwa aus dem Jahr 1410). Der auf der Südseite gelegene siebeneckige Turm besitzt einen sehr schönen Steinhelm, insgesamt ist er eines der besten Exemplare gotischer Gestaltung in Wien. Im Inneren fällt die ungewohnte Aufteilung auf, Chor und Langhaus besitzen die gleiche Länge.


 
St. Michael:
 

Der ursprüngliche Bau von St. Michael geht vermutlich auf das Jahr 1251 zurück. Nach dem großen Brand von 1276 erfolgte ein Wiederaufbau der Kirche, von 1350 bis 1416 erfolgten weitere Anbauten, insbesondere der Bau der drei Chöre. St. Michael ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika, in deren Bestand noch zahlreiche romanische und gotische Teile zu finden sind, die jedoch im inneren großteils im Stil des Barock umgestaltet wurde. Die Westfassade ist klassizistisch gehalten, sie wurde 1792 von Ernest Koch gestaltet. Der Turm wurde 1327 zweigeschossig aufgebaut und nach einem Einsturz 1590 auf die heutige Höhe erweitert. Über dem Portal befindet sich eine Figurengruppe, die gemäß des Namenspatrons der Kirche den Erzengel Michael in seinem Sieg über Lizifer zeigt. Die Ausführung ist barock, die Figurengruppe ist fast vier Meter hoch. Im Inneren der Kirche fällt sofort der Engelsturz ins Auge, eine überwältigende Figurengruppe oberhalb des Hochaltars, die 1782 von Karl Georg Merville geschaffen wurde. Eine beachtliche Anzahl von Altären in den Seitenkapellen des Langhauses zeigt die reiche Fülle der ursprünglichen Kirchenausstattungen, die Kapellen sind jeweils im Stile ihrer Zeit gehalten und geben daher einen Überblick über die Entwicklung der Hochgotik über die Renaissance zum Barock. Führungen ermöglichen den Zugang zur Gruft der Kirche, die sich unterhalb der gesamten Kirche befindet. Hierbei kann man zunächst auch das spätromanische Querhausportal in der Nordwand betrachten, das 1988 freigelegt und restauriert wurde. Die Gruft selbst besteht aus einzelnen Räumen, die i.d.R. von reichen Familien benutzt wurden. Die Särge wurden von oben durch den Kirchenboden herabgelassen, so daß sich im Laufe der Jahrhunderte ganze Stapel bildeten. Die zerfallenen Särge mit den herumliegenden Gebeinen wurden jeweils mit einer Schicht aus Sand und Lehm überdeckt, um wieder einen geraden Untergrund für weitere Bestattungen zu erhalten. Seit dem Bau der Gruft in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zur Schließung der Gruft 1783 wurden hier etwa 4000 Tote begraben. Einige Särge sind geöffnet und zeigen gut erhaltene Leichen, die durch die klimatischen Verhältnisse in der Gruft mumifiziert wurden.


 
Minoritenkirche:
 

Die Minoriten, die auf Wunsche des Herzogs Leopold 1219 nach Wien kamen, nutzten zunächst die bereits bestehende Kapelle der heiligen Katharina. Nach einem großen Brand von 1275 und nicht zuletzt auf Grund der stetig steigenden Anzahl der Minoritenbrüder in Wien wurde die heutige Minoritenkirche erbaut. Architekt der Kirche, die von 1276 bis 1350 erbaut wurde, ist vermutlich der Minoritenbruder Jacobus von Paris, der Einfluß französischer Gotik ist am Hauptportal am deutlichsten sichtbar. Der Außenbau weist eine wuchtige, 54m hohe Fassade auf, die an wesentlichen Stellen asymmetrisch gestaltet wurde. So gibt es nur auf einer Seite der Hauptfassade einen kleinen Glockenturm, die Apsiden sind sehr unterschiedlich gestaltet, nicht zuletzt sind sie unterschiedlich hoch. Der Turm der Kirche ist achteckig, 65m hoch und hat bei einem Angriff der Türken sein ursprüngliches Dach verloren. Am rechten Seitenportal sind noch die Spuren der Reformation zu sehen, die Gesichter des heiligen Franziskus und Jesus wurden zur Zeit der Besetzung durch die Protestanten (1559 bis 1620) abgeschlagen. Im Inneren zeigt sich auf Grund des unregelmäßigen Äußeren der Kirche überraschenderweise ein nahezu quadratische Grundriß, die Kirche ist eine dreischiffige Hallenkirche. Verborgen durch das Gewölbe bleibt, daß die Pfeiler sich noch weiter nach oben fortsetzen und sich somit über dem Gewölbe noch eine Oberkirche befindet, die jedoch nicht genutzt wird. Zu den bekanntesten Kunstwerken Wiens gehört das große Mosaik, das eine Reproduktion von Leonardo da Vincis Fresko "Das letzte Abendmahl" ist. Sie wurde auf Anweisung von Napoleon durch Giacomo Raffaelli ausgeführt, da sich das Original in Mailand nicht von der Wand entfernen und somit nicht rauben ließ.


 
Palmenhaus:
 

Das ausgehende 19. Jahrhundert ist der Zeitraum der Entwicklung der großen Stahlkonstruktionen. Lieferte Gustave Eiffel mit dem Turm der Weltausstellung in Paris das bekannteste Zeugnis dieser Entwicklung, so war bereits das große Gewächshaus der Weltausstellung in London, der sog. Kristallpalast (1851 von Paxton), ein Vorbild für die damalige Zeit. In Anlehnung an das Gewächshaus der Kew-Gardens in London wurde von 1880 bis 1882 das Palmenhaus im Garten von Schloß Schönbrunn errichtet. Die Formgebung des Baus, der sich in einer geschwungenen Linie, ohne eine Grenze zwischen Wand und Dach, emporwölbt, galt bereits zur Bauzeit als bahnbrechend. Heute ist das Palmenhaus das größte seiner Art auf dem europäischen Kontinent, es ist 111m lang, 28m breit und 25m hoch. Nach Bombentreffern im zweiten Weltkrieg erfolgte eine Renovierung mit z.T. minderwertigen Materialien, in den 1970ern wurden die Rostschäden bedrohlich, die zunehmende Blindheit der Verglasung reduzierte die Helligkeit auf 10% des Lichteinfalls. Umfangreiche Renovierungasarbeiten von 1986 bis 1990 haben den ursprünglichen Zustand wieder hergestellt, einige technische Neuerungen (z.B. die Lüftung, Heizung und die Bewässerungsanlage) wurden integriert. Das Palmenhaus zeigt in seinen drei abgeteilten Bereichen (eine Haupthalle und links und rechts eine Nebenhalle) jeweils Pflanzen unterschiedlicher Klimazonen, eine Vielzahl an Pflanzen aus allen Kontinenten wird ausgestellt. Beachtlich sind die riesigen Palmen in der Haupthalle, die größeren Exemplare haben ein Alter von ungefähr 120 Jahren.


 
Secessionsgebäude:
 

Die Sezession genannte Vereinigung Bildender Künstler Österreichs wurde 1897 ins Leben gerufen, ihr Beweggrund ist eine Abkehr von den traditionellen Künstlerverbänden und deren konservativer Kunst. Das Gebäude der Secession in Wien wurde 1898 als Gegenpol zum naheliegenden Künstlerhaus geschaffen und ist das Ausstellungsgebäude der Künstler der Sezession. Architekt ist Joseph Maria Olbrich, einer der Mitbegründer der Secession in Wien. Die Kuppel des Gebäudes besteht aus etwa 3000 vergoldeten, schmiedeeisernen Lorbeerblättern, der Innenraum wird durch ein riesiges Oberlicht gleichmäßig erhellt. Dies ermöglicht auch, die Trennwände im Inneren des Gebäudes zu verschieben ohne auf die Beleuchtung Rücksicht nehmen zu müssen. Die Reliefs der Fassade verweisen auf den künstlerischen Zweck des Gebäudes, der Schriftzug über dem Portal zeigt das Motto der Sezession: "Der Zeit ihre Kunst - der Kunst ihre Freiheit". Im Keller des Hauses befindet sich der 1902 von Gustav Klimt geschaffenen Beethovenfries, ein 34m langes Kunstwerk, das anläßlich der 14. Ausstellung der Secession enstanden ist. Der Fries versinnbildlicht die 9. Symphonie Beethovens in drei großen Abschnitten.


 
Stephansdom:
 

Der Stephansdom ist eine der großen gotischen Kathedralen Europas, er wurde um 1200 begonnen, beim Brand von 1258 offensichtlich wieder beschädigt, so daß nur die Westfassade vom ursprünglichen Dombau erhalten blieb. Die Chorhalle wurde 1304 gestiftet und 1330 vollendet, der Südturm wird von 1417 bis 1433 endgültig fertiggestellt. Dieser Turm ist einer der wenigen großen gotischen Türme, die bereits im Mittelalter vollendet wurden, er bietet trotz einiger Planänderungen während der Bauzeit ein sehr geschlossenes Gesamtbild. Die Errichtung des Dachstuhles wird 1440 abgeschlossen, die Einwölbung des Langhauses erfolgt 1446. Trotz dieser langen Bauzeit gilt die Dombauhütte Wiens zu dieser Zeit als eine sehr bedeutende (Erwähnung auf dem Regensburger Bauhüttentag 1459). Der Bau eines Nordturmes wird jedoch 1511 eingestellt, der Turm bleibt unvollendet. Im 18. Jahrhundert erfolgt eine teilweise Barockisierung des Innenraums sowie der Bau der Katakomben unter dem Dom. Ab dem 19. Jahrhundert sind fortlaufend Restaurationsarbeiten notwendig. 1945 brennt es im Dom, so daß ein Teil der Innenausstattung verbrennt, z.B. das Chorgestühl und das barocke Gehäuse der Orgel. Die neue Orgel wurde 1991 geweiht.

Der Dom ist dreischiffig ausgeführt, in gotischer Zeit wurden weitere Kapellen seitlich angebaut. Auf der Südseite des Doms steht ein Modell aus Bronze (2002 von Walter Hutz), das die Gestalt des Domes veranschaulicht, da über den relativ kleinen Stephansplatz keine umfassende Ansicht auf die Kirche möglich ist. Links vom Hauptportal des Doms, dem sog. Riesentor, befinden sich zwei Metallstangen, die als Eichmaß die Elle und den Doppelfuß in Wien normten. Im Innenraum des Doms ist die berühmte Kanzel aus der Hand von Anton Pilgram zu sehen, der sich selbst auch am Fuße der Kanzel in Form eines Fensterguckers darstellte. Ein weiteres Meisterwerk stellt das Grabmal Friedrichs III in der Apostelchorkapelle dar, das 1467 von Niclaes Gerhaert van Leyden entworfen wurde. Unter dem Dom befinden sich große Katakomben, in denen in zwei Jahrhunderten etwa 16000 Tote beigesetzt wurden. Hier stehen auch die Urnen mit den Eingeweiden der kaiserlichen Familie.


 
Votivkirche:
 

Die Votivkirche macht auf den ersten Blick den Eindruck einer hochgotischen Kathedraledes 14. Jahrhunderts. Sie ist jedoch ein neugotisches Werk, entstanden zwischen 1856 und 1879. Die Kirche ist Kaiser Franz-Joseph gewidmet, der 1853 einem Attentat entkommen war. Der Entwurf stammt von Heinrich von Festel, der zu diesem Zeitpunkt erst 26 Jahre alt war. Er ist eine Anlehnung an die französische Gotik, zeigt im Inneren jedoch eher deutsche und italienische Anklänge. Die Votivkirche besitzt eine Doppelturmfassade, die Turmhelme sind durchbrochen. Außen wird das Gewölbe von zweistufigen Strebepfeilern gestützt, ein reiches Maßwerk ziert die Kirche. Das Langhaus ist dreischiffig, links und rechts schließen sich jeweils kleine Kapellen an. Die Decken des Hauptschiffes sind mit Fresken bemalt, die den Stammbaum Jesu zeigen. Der Chor besitzt einen großen Chorumlauf mit Kapellenkranz. Deutlich älter als die Kirche ist das Grabmal von Graf Niklas von Salm, der 1529 den Angriff der Türken auf Wien abwehrte, jedoch an seinen Wunden im folgenden Jahr verstarb. Das Grabmal mit der Liegestatue wurde 1530 von Loy Hering geschaffen.


 
Werkbundsiedlung:
 

Im 13. Bezirk (Hietzing) befindet sich eine Musterhaussiedlung des Wiener Werbundes. Dieser gründete auf der englischen "Arts and Crafts" Bewegung, bezog jedoch auch die industrielle Serienfertigung in seine Konzepte mit ein. Die hier gebauten Häuser sind daher nicht zuletzt die direkten Prototypen vieler heutiger Bauweisen, der rechte Winkel ist hier bis auf wenige Ausnahmen zum universellen Konzept geworden. Die Siedlung in Wien wurde 1932 erbaut, sie liegt im Straßenwinkel von Veitingergasse und Jagdschloßgasse. Im Vergleich zu den riesigen Wohnungsbauprojekten der austromarxistischen Verwaltung (siehe z.B.  Karl-Marx-Hof) ist dieses ein sehr modernes Projekt mit nur 70 Wohnungen, das von Joseph Frank geleitet wurde. Die einzelnen Häuser wurden jeweils von verschiedenen Architekten gestaltet, eine internationale Besetzung ging hier an den Start, z.B. Adolf Loos, Josef Hoffmann & Oscar Strnad (Österreich), Hugo Häring (Deutschland), Richard Joseph Neutra (USA), Gerrit Rietveld (Niederlande) und André Lurçat und Gabriel Guévrékian (Frankreich). Am Eingang zur Jagicgasse gibt es einen  Übersichtsplan der Siedlung, die heute noch bewohnt ist.


 
Wotruba-Kirche (Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit):
 

Von Fritz Wotruba stammt der Entwurf einer außergewöhnlichen Kirche, die im Südwesten Wiens im Ort Mauer gelegen ist. Wotrubas Profession ist die Bildhauerei, 1945 bis 1975 war er Professor an der Akademie der Künste und Leiter der Meisterschule für Bildhauerei in Wien. Sein Modell einer Kirche entspricht keiner historischen Wurzel des Kirchenbaus, kein Turm, keine Kuppel, keine Säulen, 152 große, unregelmäßige Quader bilden das archaische Grundelement des Bauwerks. Der Bau fügt sich ähnlich einem steinzeitlichen Hünengrab in die natürliche Umgebung ein, trotz oder wegen des verwendeten Materials: Beton. Der Innenraum bietet 250 Menschen Platz und ist erstaunlich hell. Auch das Interieur stammt aus der Hand Wotrubas, ein wuchtiger Altar steht in der Mitte des Raumes. Das große Bronzekreuz ist eine Nachbildung eines Originals von Wotruba in der Kirche vom Schloß Bruchsaal in Baden-Württemberg, da Wotruba bereits vor der Fertigstellung der Kirche im August 1975 verstarb. Die Kirche wurde 1974 begonnen und 1976 fertiggestellt.


 
Literatur:
 

Otto Wagners Kirche am Steinhof. Elisabeth Koller-Glück. Edition Tusch, ISBN: 3-85063-157-5.

Die Wiener Minoritenkirche. P. Giovanni Giuliani. Druck Villaggio Grafica, Noventa Padovana, Italien, 2000.

Der Wiener Stephansdom. Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg, 10. Auflage 2003. ISBN: 3-7954-5308-9.

The Votive Church in Vienna. Kunstverlag Hofstetter, Ried im Innkreis, 1990.

Kirche "Zur heiligen Dreifaltigkeit". Fritz Wotruba. Erker Verlag, St. Gallen, Schweiz. 2. Auflage 1986.

Michelin Reiseführer Wien. Michelin Reifenwerke KGaA, Karlsruhe, 1997. ISBN: 2-06-250901-4.

Links:
 

Einige Bilder der Kirche am Steinhof, die noch vor Beginn der Restauration aufgenommen wurden, finden sich  hier.

 

 
 
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