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Ich bin eine Leseratte, wie sie im Buche steht
(oder sollte ich sagen: Ein Bücherwurm, wie ihn
Spitzweg gemalt hat?). Ich besitze einige hundert
Bücher, sie nehmen einen Großteil des Platzes
in meiner kleinen Wohnung ein. Ein paar der Meisterwerke
will ich hier vorstellen, es sind insbesondere
auch welche von nicht so bekannten Autoren und nicht sehr
großen Verlagen dabei.
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Romane:
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Jonathan Carrol: Schlaf in den Flammen.
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Jonathan Carroll ist Professor für Creative Writing
an der Universität Wien. Das merkt man seinen Büchern
an: Den Geschichten liegen immer recht erstaunliche Ideen
zu Grunde, in der Regel haben die Bücher auch einiges
mit Literatur zu tun. Da plagen sich Charaktere mit
hinterhältigen Märchenfiguren herum oder Schriftsteller
erwecken (beabsichtigt oder unbeabsichtigt) durch ihre
lebendigen Erzählungen ihre Geschöpfe zum Leben.
Spannend, zumal diverse kleine Geschichten mit in die
Bücher einfließen, wie zum Beispiel die
schönste Kaffeehausgeschichte der Welt.
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Otto Kinne: Suchen im Park.
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Was tut ein Professor für Meeresbiologie, wenn er
im hohen Alter in den Ruhestand geht? Er schreibt endlich
ein "richtiges" Buch, eines, das kein wissenschaftliches
Fachbuch ist, sondern eine Geschichte erzählt.
Das Zusammentreffen mehrerer Charaktere, von einfachem
Handwerker über einen Theologen bis zum Physiker, zeugt
von der ernormen Beobachtungsgabe Kinnes für
menschliches Verhalten und Denken. Nicht nur die
Unterschiede zwischen Naturwissenschaft und Religion,
auch die menschlichen Abgründe tun sich auf,
wenn Kinne seine Darsteller nachts im Park auftreten
läßt.
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Joris Karl Huysmans: Die Kathedrale.
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Joris Karl Huysmans schrieb zur selben Zeit wie Victor Hugo.
Wo jedoch Hugo seinem "Glöckner von Notre Dame" eine
Geschichte von Heldentum und großer Liebe auf den Leib
schneidert, ist Huysmans autobiographisch und dem Konflikt
zwischen menschlichen Idealen und der Realität zugetan.
Sein Hauptdarsteller hat so seine Schwierigkeiten, mit dem
Leben zurechtzukommen, er ist hin- und hergerissen zwischen
dem weltlichen Leben und dem Leben im Kloster. Im Laufe
der Geschichte gibt Huysmans dabei soviel an Wissen über
die Kirchenbaukunst und den Symbolismus des Mittelalters
zum Besten, daß man dieses Buch ohne weiteres als
Führer durch die Kathedrale von Chartres nutzen kann.
Selbst Sedlmayr (Die Entstehung der Kathedrale) kommt nicht
umhin, dieses Buch zu erwähnen,
wenngleich ihm die nicht-naturwissenschaftliche Zugangsweise
von Huysmans offenbar etwas befremdet. Für Huysmans
sind die Kathedralen und ihr Symbolismus immer noch lebendig,
während Sedlmayr 50 Jahre später nur noch historische
Fakten anführen kann.
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Sachbücher:
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Douglas R. Hofstadter, Daniel C. Dennet: Einsicht ins Ich.
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Nachdem Hofstadter mit "Gödel, Escher, Bach" dem
naturwissenschaftlich Interessierten bekannt geworden ist,
liefert er hier, gemeinsam mit einem Philosophen, ein
sowohl unterhaltsames als auch lehrreiches Werk.
Woran erkennen wir, daß unser Gegenüber auch
denkt? Woran messen wir Intelligenz? Wo finden wir die
Seele im Menschen? Es wechseln sich jeweils eine Kurzgeschichte
und ein zugehöriger Kommentar ab. Die Autoren der
Kurzgeschichten sind Leute wie Stanislaw Lem, Jorge Luis Borges,
Alan Turing und Rudy Rucker. Immer wieder drängt sich
die Frage nach dem menschlichen Bewußtsein auf, immer
wieder gibt es überraschende Antworten.
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Bilder- & Kinderbücher:
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David Wiesner: June 29, 1999.
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Wie kann sich ein Mensch solche Geschichten ausdenken?
Wie kann derselbe Mensch dann auch noch solche Bilder
dazu malen? David Wiesner erzählt die merkwürdige
Geschichte eines sehr mysteriösen biologischen
Experiments. Seine Bilder haben eine epische Komponente,
jedes Bild fesselt das Auge. Ein Bilderbuch, das
einen bleibenden Eindruck hinterläßt.
Die Geschichten: Merkwürdig. Die Bilder: Unglaublich.
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Michael Ende: Momo.
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Die kleine Momo und ihr Kampf gemeinsam mit Meister
Hora gegen die grauen Herren, die den Menschen die
Zeit stehlen, ist rührend. Und der Kern ist
so wahr, daß dies nicht wirklich nur als Kinderbuch
angesehen werden kann. Mir gefällt es besser als
die unendliche Geschichte, weil der Bezug so aktuell
ist und die Geschichte irgendwie schlüssiger ist.
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James Krüss: Geschichten der 101 Tage.
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James Krüss hat mit seiner 17 bändigen Serie
ein herrliches Panorama geschaffen für all jene
wundersamen Geschichten, die seiner kraftvollen Phantasie
entspringen konnten. Haltet die Uhren an. Vergeßt
die Zeit. Ich will Euch Geschichten erzählen. Vergeßt
die Zeit, die man Geschichte nennt. Taucht ein in die Zeit
der Geschichten. Sehr lesenswert. Übrigens
gehört die bekannte Geschichte von Timm Thaler
und seinem verkauften Lachen mit zu dieser Serie. Die
vollständige
Reihe ist zuerst bei Oetinger und dann bei Ravensburger
veröffentlicht worden.
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Anregungen,
Lob und Kritik nehme ich gerne entgegen.
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